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Neues Schuljahr, neue Chance?

Thoya Kruse

In Deutschland sind die Bildungs- und dadurch auch die Zukunftschancen ungleich und ungerecht verteilt. Laut der OCED erfolgen die soziale Mobilität in Deutschland und der Bildungsaufstieg benachteiligter junger Menschen besonders langsam und wir haben keinen Grund zur Annahme, dass das neue Schuljahr 2023/24 gerechter wird.
Ein Faktor dabei ist die Einwanderungsgeschichte. Kinder mit Migrationshintergrund besuchen häufiger niedrigere Schulformen und erzielen schlechtere Leistungen und Noten, was zu schlechteren Abschlüssen führt. Besonders entscheidend sind hierbei die Bildungsübergänge, insbesondere auf die weiterführende Schule. Dass gerade Kinder mit Migrationshintergrund deutlich seltener eine Gymnasialempfehlung erhalten, ist keinesfalls zu naturalisieren. 2017 konnte das Team um Professor Dickhäuser aufzeigen, dass es während in der 5./6. Klasse auf Gymnasien, trotz standardisierter Mathetests, zu Urteilsfehlern bei der Leistungsbewertung von Kindern mit nicht-deutscher Herkunft kam. Die „Hatice vs. Hannah und Murat vs. Max“-Studie aus 2018 hat bei Diktaten mit gleicher Fehleranzahl ebenso schlechtere Noten für Kinder mit nicht-deutschen Namen verzeichnet. Für die Jugend mit Migrationshintergrund bedeutet das, dass die Schule ein Ort ist, an dem sie trotz gleicher Leistung schlechter bewertet werden. Diese vermeintlich schlechteren Leistungen führen dazu, dass neben der geringeren Wahrscheinlichkeit auf die Gymnasialempfehlung, auch der Abschluss des Abiturs dadurch unwahrscheinlicher ist.
Eine soziale Benachteiligung im Studium wird auch ersichtlich aus Angaben der DZHW. 79% der Kinder aus Akademikerfamilien beginnen ein Hochschulstudium, bei Nicht-Akademikerfamilien sind es nur 27%. Wenn weder Vater noch Mutter einen beruflichen Abschluss haben, sinkt der Wert sogar auf 12% ab. Meist fehlen den sozial schwachen Haushalten die finanziellen Mittel für ein Studium, die Studienanfänger  sind abhängig von ihrem eigenen Verdienst und BAföG.
Hierdurch wird der Aspekt der Finanzierung wichtiger. Laut Zahlen des StBa waren 2021 rund 38% der Studierenden armutsgefährdet. Trotzdem sollen im Bundeshaushalt 2024 die BAföG Mittel stark zurückgehen. Während für Studierende dieses Jahr etwa 1,8 Milliarden Euro verfügbar waren, sind im nächsten Jahr nur noch 1,4 Milliarden vorgesehen.
Nicht nur beim BAföG wird eingespart, laut einer Studie des FiBS sind die deutschen Hochschulen chronisch unterfinanziert. Der Grundfinanzierungsanteil hat sich in den letzten Jahren auf 50 bis 60% reduziert, was eine Drittmittelabhängigkeit der Universitäten zur Folge trägt.

Auch das mentale Wohlbefinden der Studierenden verschlechtert sich zunehmend. Eine Erhebung an der HAW Hamburg ergab, dass knapp die Hälfte der dort Studierenden Symptome einer depressiven Störung aufzeigten und über die Hälfte Symptome einer Angststörung. Verglichen mit bundesweiten Daten von 2017, in welchen 15,6% der Studierenden Symptome einer depressiven Störung und 17,4% für eine generalisierte Angststörung aufzeigten, ist dies ein deutlicher Anstieg.

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