„Früher war immer alles besser“ ist eine schwammige Aussage, die nie alt wird. Vielleicht mag es auch daran liegen, dass diese Aussage nie falsifiziert werden kann, denn an jeder alten Sache kann man sicherlich noch viele Vorteile und Vorzüge finden, erst recht in einer Zeit, in der sich alles so schnell und rasant verändert und Menschen, die ja bekanntlich Gewohnheitstiere sind, Anpassungsprobleme erfahren und erleben. Auch wenn jede Erneuerung das Leben erleichtern soll, verlieren manche bei allzu schneller Veränderung schnell die Hoffnung oder den sicheren Halt in der Menschengemeinschaft. Die rasante Entwicklung bekommen wir in jedem Bereich des Lebens in Deutschland mit. Um genau so eine Veränderung handelt es sich auch beim Thema Migration.
Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der Migration über Hunderte von tausenden Jahren. Erst in der Zeit der Industrialisierung und Nationalstaatenbildung würden künstliche Grenzen und Regeln geschaffen, die die natürlichen Bewegungen der Menschen hinderten.
Im Zuge der Entwicklung des Kapitalismus ist das System aber auf die „Migration der Ware Arbeitskraft“ angewiesen, um kostengünstiger zu produzieren oder Löhne zu drücken und dadurch die Gewinne zu maximieren. Somit stoßen diese künstlichen Begrenzungsregeln von Nationalstaaten mittlerweile an ihre Grenzen, denn das Bedürfnis des Kapitals nach billiger Produktion hat sich in den letzten Jahrzehnten sogar noch weiter verschärft. Somit verlieren viele ihre Perspektiven oder sehen durch die neuen Einwanderer ihre Privilegien bedroht und jammern auf höchstem Niveau, dass es doch vom Gefühl her früher alles besser war.
So auch prominente Fußball-Millionäre, die selbst migriert sind. Toni Kroos erklärte in einem Podcast-Gespräch, warum er Spanien als Wohnort unter anderem vorzieht. „Es hat sich auf jeden Fall ein Gefühl verändert. Ein Gefühl – wie drückt man das am besten aus, ohne in eine Ecke gestellt zu werden?“ Ja genau, wir haben es verstanden: Es geht um Migration und Kriminalität offen oder versteckt zwischen den Zeilen. Ein Millionär, der in einem der edelsten Viertel von Madrid wohnt, würde seine Tochter, wenn sie mal 13-14 Jahre alt ist, eher in Madrid, als in einer deutschen Großstadt rauslassen…
Jetzt mal ehrlich: Die Kriminalitätsrate beider Länder ist im Vergleich fast identisch. Die Mordrate (Tötungsrate) auf 100000 Einwohner ist nach Statistik 0,7 zu 0,8 (Deutschland). Zum Vergleich: Frankreich 1,1, England 1,2, Kanada 2,3 , USA 6,4. Die Kriminalitätsrate von Bilbao und Barcelona ist höher als in Berlin, Hannover oder Frankfurt. Wenn man in abgeschirmten Millionärsghettos wohnt, sind Probleme in Spanien eher weniger sichtbar.
Hier klaffen Gefühl und Wirklichkeit weit auseinander: Im Global Peace Index kommt Deutschland auf Rang 15, Spanien auf Rang 32. Doch Fakt ist leider auch: Es gibt eine erhöhte Unsicherheit aufgrund des Aussehens vieler eingewanderter Menschen. Wir sehen, dass mit falschen Bildern eine Parallelwelt erschaffen wird, die mit dem tatsächlichen Sicherheitsgefühl nichts zu tun hat. Früher war alles anders, vieles besser aber vieles auch schlechter. Das Problem ist aber nicht Migration oder ein künstlich heraufbeschworener „Kampf der Kulturen“, sondern die gesellschaftliche Ungleichheit, die Kriminalität oder Perspektivlosigkeit schafft.