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Wie ein guter Start in die Ausbildung gelingt?

Mirkan Dogan

Am 1. September beginnen die letzten Schulabgänger ihre Ausbildung. In vielen Betrieben laufen die Vorbereitungen auf die Begrüßung der neuen Kolleginnen und Kollegen durch Betriebsräte und Jugendvertretungen. Doch viele Azubis sind mit verschiedenen Problemen konfrontiert und wissen oft nicht, wie sie damit umgehen sollen. Auch am Anfang meiner Ausbildung war es bei mir so. Aber sich mit Kolleginnen und Kollegen zusammenschließen, ist der erste wichtige Schritt, den man machen sollte.

Du freust dich auf deine Ausbildung?
Doch nicht jeder Jugendliche darf sich auf eine Ausbildung freuen. Laut Bericht der Bundesagentur für Arbeit gibt es 2,6 Millionen Jugendliche ohne Berufsabschluss, zudem sind aktuell 13.000 Jugendliche im sogenannten Übergangsbereich. Das bedeutet: Sie haben ihren Schulabschluss gemacht, aber keinen Ausbildungsplatz gefunden und machen aus diesem Grund noch ein weiteres Jahr Schule um die Zeit bis zur gefundenen Ausbildung zu überbrücken. Im Juni waren demnach noch 256.000 unbesetzte Stellen für dieses Jahr.
Immer weniger Betriebe bilden aus. Die Quote ist zuletzt unter 20 Prozent gefallen, heißt nur noch knapp jeder fünfte Betrieb in Deutschland bietet überhaupt eine Ausbildung an. Das könnte sich mit der aktuellen „Ausbildungsplatzgarantie“ der Ampelkoalition weiter verschärfen. Denn diese sieht eine Stärkung der schulischen Ausbildung vor und nimmt die Unternehmen aus der Pflicht, eine betriebliche Ausbildung anzubieten. Stattdessen soll es Kooperationsbetriebe geben, bei denen dann Azubis ihre Praxiserfahrung sammeln können. Hier soll aber nicht der Betrieb die Vergütung zahlen, sondern der Staat.
Es sieht also nicht so aus, als ob sich diese Probleme in naher Zukunft lösen würden. Ganz im Gegenteil: Viele Betriebe wollen sich die Ausbildung so einfach und so günstig wie möglich gestalten und fangen da auch bei der Auswahl der Azubis mit einer Bestenauslese an. Dieser Trend wird das Problem Ausbildungsplätze weiter verschärfen.

„Ich habe eine Ausbildung gefunden aber woran erkenne ich, ob sie gut ist?“
Es gibt ein paar Sachen, die dein Ausbildungsbetrieb sicher stellen muss für eine gute Ausbildung. Deine erste Woche ist rum und nun geht es in die Ausbildungswerkstatt oder in eine Abteilung? Bevor es dazu kommt, muss dir dein Ausbildungsbetrieb deinen Ausbildungsplan vorstellen. Das kann man sich so ähnlich wie einen Lehrplan an der Schule vorstellen. In diesem Ausbildungsplan sollte festgehalten sein, welche Fähigkeiten du wann und wo lernen sollst. Das heißt, du weißt bei deinem nächsten Einsatz in der Abteilung ganz genau, vorher welche Sachen du am Ende gelernt haben musst. Stellt dir dein Ausbildungsbetrieb keinen Ausbildungsplan vor, frag doch einfach mal nach oder sprich deine Jugendvertretung oder den Betriebsrat drauf an. Ein Ausbildungsplan ist gesetzlich vorgeschrieben. Denn laut DGB Jugend Ausbildungsreport 34,5 Prozent der Azubis keinen Ausbildungsplan.
Denn wer keinen Ausbildungsplan bekommen hat, kann dann es schon mal schon mal öfters sein, dass du z.B. die Werkstatt fegen musst. Tätigkeiten, die nicht zum erreichen des Ausbildungsziels dazugehören, nennt man ausbildungsfremde Tätigkeiten. Und am Ende eines Arbeitstages deinen Arbeitsplatz sauber zu machen, gehört auf jeden Fall zu deiner Ausbildung dazu. Kehrst du allerdings den ganzen Tag die Halle oder sollst den Hof sauber machen, gehört das nicht unbedingt zu deiner Ausbildung. Hast du einen Ausbildungsplan, kannst du das leicht herausfinden, ob das zur Ausbildung gehört. 11 Prozent aller befragten Azubis machen immer oder häufig ausbildungsfremde Tätigkeiten. Nur bei knapp 30 Prozent ist das nie der Fall.
Du machst eine Ausbildung, heißt, du sollst einen Beruf erlernen. Dafür braucht es die Begleitung von Ausbildern, die dir die Tätigkeit zeigen. Doch nicht jeder ist dafür geeignet. Es braucht sowohl eine fachliche, als auch persönliche Ausbildung. Das heißt auch, dass dir dein Ausbilder die Tätigkeiten zeigen und erklären sollte und bei Fragen zur Verfügung steht. Wenn du allerdings ständig alleine etwas machen sollst, dann läuft eindeutig etwas falsch. Genau wie bei 13 Prozent der anderen Azubis, die selten oder nie Arbeitsschritte erklärt bekommen.
Damit die Tätigkeiten, die du in der Ausbildung erlernt hast, auch irgendwann kontrolliert werden können, zum Beispiel bei der Abschlussprüfung durch die Kammer, sollen Azubis Berichtshefte schreiben. Hier soll stehen, was du jeweils gelernt hast. Da das Berichtsheft zu der Ausbildung gehört, muss dir dein Ausbildungsbetrieb Zeit geben und das während der normalen Arbeitszeit. Doch auch hier sehen wir: Fast ein drittel der Auszubildenden muss das Berichtsheft zuhause schreiben.

Hilfe, bei mir ist das nicht so!
Es sind paar Wochen vergangen, aber es läuft nicht so gut mit deiner Ausbildung? Du machst ständig Überstunden, hast keinen Ausbildungsplan oder musst den Wagen des Chefs putzen?
Erstmal keine Panik! Wir haben oben gesehen: Du bist nicht alleine mit deinen Problemen. Viele Azubis haben die selben Sorgen und Probleme in der Ausbildung.
Dein erster Ansprechpartner im Betrieb ist die Jugendvertretung oder der Betriebsrat. Diese behandeln deine Probleme vertraulich und versuchen mit dir Lösungen zu finden. Wenn du keinen Betriebsrat oder keine Jugendvertretung hast, dann kannst du auch deine Gewerkschaftsjugend vor Ort ansprechen.

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