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Satire, darf man das noch?

Karikaturen, Zeitungsartikel, Aussagen im Fernsehen oder ein Tweet im Internet, allesamt Instrumente die ein gefährliches Ende für den Verfasser vorsehen, wenn sie denn gegen den Präsidenten Erdogan gerichtet sind. Aber bisher funktionierte das eigentlich nur innerhalb der Türkei. Das die Meinungs- und Pressefreiheit in der Türkei mit Füßen getreten wird und im Grunde gar nicht existiert ist kein Geheimnis mehr. Neuerdings versucht sich Erdogan aber auch an der Pressefreiheit in Deutschland. Seine Einflussnahme führt bei der Bundesregierung sogar auf Zustimmung.

Der Song „Erdowie, Erdowo, Erdogan“ war der Auslöser, in dem das Team der Satiresendung extra3 die Politik von Erdogan und die Zusammenarbeit in der Flüchtlingsfrage mit der Bundesregierung kritisierte. Erdogan bestellte den deutschen Botschafter ein und sorgte damit für mehr satirische Beiträge und Spott über seine Person. Immer mehr Künstler und Satiriker nehmen Erdogan auf die Schippe. So singt Didi Hallervorden zum Beispiel „Erdogan zeig mich an!“. Im Internet verbreiten sich Videos, Karikaturen und Gedichte über Erdogan wie ein Lauffeuer.

Auf die total überzogene Reaktion von Erdogan antwortete auch Jan Böhmermann in seiner bekannten Art mit einer Schmähkritik, die in seiner „Flachheit“ das Ziel verfehlt. Nicht desto-trotz wollte Böhmermann den Präsidenten zu zeigen, wo denn die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland liegen und kassierte damit gleich einen Strafantrag von Erdogan. 1800 Menschen sind in der Türkei wegen Beleidigung des Präsidenten angeklagt. Da wird er nicht vor den Grenzen halt machen und lässt auch in Deutschland Satiriker anklagen. Vor allem nicht, weil er weiß, dass Deutschland und die EU in der Flüchtlingsfrage auf die Türkei angewiesen sind.

Angela Merkel ist in der Kritik mit der Türkei sehr vorsichtig geworden, schließlich zahlt sie reichlich Geld dafür, damit die Türkei als Flüchtlingsabfänger fungiert. Somit lässt sie es zu, dass Erdogan nicht nur in der Türkei, sondern auch hier gegen die Presse- und Meinungsfreiheit vorgeht. Anscheinend ist der Deal mit der Türkei wichtiger als die Rechte die wir haben.

Satire setzt sich schon immer scharfzüngig mit politischen Verhältnissen auseinander. Das Regierungsvertreter davon nicht immer begeistert sind ist zu erwarten und verständlich. Allerdings ist es neu, dass Erdogan, der in der Türkei offen gegen Presse- und Meinungsfreiheit vorgeht, Menschen auf offener Straße erschießen lässt und Minderheiten unterdrückt, einen Satiriker in Deutschland anklagen lässt und somit hier seinen Einfluss zeigt.

Vize-Ministerpräsident Kurtulmus spricht sogar von einem „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Komisch nur das er damit die Schmähkritik und nicht die Politik der AKP Regierung meint.

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