„Erstickte der 45-Jährige aufgrund zu harten Eingreifens der Polizei?“ schreiben lediglich wenige Zeitungen zu dem Thema. Auffällig wenig wird in Medien darüber berichtet. Einige Online-Medien geben der Presseerklärung der Polizei großen Raum, hinterfragen aber zumindest kritisch. Ein 45-jähriger Mann, Vitali N., sei am 11. April in einem, Berliner Krankenhaus in Neukölln gestorben. Zuvor war er Beamten in Niederlehme in Brandenburg durch „aggressives Verhalten“ aufgefallen. Er soll auf einem Grundstück des Ortes randaliert haben, auf dem er seit dem 1. April gemeldet sei. Als ihn die Beamten festgenommen hatten, sei der Mann kollabiert. In der Presseerklärung sagt ein Polizeisprecher: „Er verhielt sich aggressiv, biss und war psychisch auffällig“. Durch die Polizisten sei dann Pfefferspray zum Einsatz gekommen. Der 45-Jährige sei mit Unterstützung von Anwohnern fixiert und gefesselt worden, „unmittelbar danach wurde er ohnmächtig, die Handfesseln wurden gelöst, Erste Hilfe geleistet und ein Notarzt hinzugerufen“, hieß es weiter. Der Mann kam zur weiteren Behandlung in eine Klinik nach Neu-Kölln. Zu diesem Zeitpunkt sei er aber bereits hirntot gewesen, die Ärzte hätten einen hypoxischen Hirnschaden festgestellt. Zu diesem kommt es bei massivem und länger anhaltendem Sauerstoffmangel des Gehirns, zitiert eine Zeitung einen Arzt. Wie der Bericht weiter ausführt, hätten die Mediziner Erde sowohl im Mund als auch in der Lunge des 45-Jährigen gefunden. Es sei denkbar, dass der Mann „gewaltsam“ und für mehrere Minuten mit dem Gesicht in matschige Erde gedrückt wurde und so die Erde eingeatmet haben könnte. Im Polizeibericht verlieren die Beamten darüber jedoch kein Wort. Auch im Gesicht sei Erde gewesen, als der Mann eingeliefert wurde. In solchen Fällen muss regulär von den Behörden ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet werden. Zuständig ist die Polizei Berlin, wie eine Sprecherin bestätigte. Die Staatsanwaltschaft Berlin nimmt den Fall überaus ernst. Sie hat eine Obduktion des Leichnams für nächste Woche angeordnet. Das Brandenburger Polizeipräsidium in Potsdam lässt Anfragen jedoch unbeantwortet. Ein Sprecher verweist auf die Staatsanwaltschaft Cottbus, die dafür zuständig sei. 4 Tage später ist der Todesfall dort jedoch noch gar kein Thema. Sogar im Gegenteil: Zunächst wird noch zu den Widerstandshandlungen von Vitali N. ermittelt, sagt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums in Potsdam.
Viele offene Fragen, die im Raum stehen: Warum wurde Vitali N. nicht rechtzeitig geholfen? Welche Konsequenzen gibt es für die Beamten im Einsatz, die ihn offenbar zu Tode erstickt haben? Welche Konsequenzen gibt es für die Anwohner, die sich in einen Polizeieinsatz einmischen und bei der tödlichen Fixierung geholfen haben? Ist das wieder nur ein Einzelfall?