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100 Jahre Frauenwahlrecht – eine Ausstellung

Dirim Su Derventli

Unter dem Namen „Damenwahl! 100 Jahre Frauenwahlrecht“ lädt das Historische Museum Frankfurt zu einer Jubiläumsausstellung auf 900 Quadratmetern ein. Fokus dieser Ausstellung sind die Frauen, die bei der Entstehung der Weimarer Republik und zur Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland vor hundert Jahren ihren bedeutenden Anteil beitrugen.

Nur wenige Tage nach der Novemberrevolution, am 12. November 1918, beschloss der Rat der Volksbeauftragten die volle Beteiligung von Frauen am politischen Leben. Alle Frauen ab 20 Jahren konnten somit Gebrauch von ihrem aktiven als auch passiven Wahlrecht machen. Diese historische Zäsur prägte die deutsche Demokratie und Geschichte enorm und ist der große Verdienst der damaligen Frauenrechtlerinnen und Kämpferinnen. Die Ausstellung begnügt sich nicht nur mit einer genauen Analyse der Historie, sondern schaut durch das Auge der Akteurinnen. Denn um die Forderungen, Erwartungen und Visionen zu verstehen, müssen die gesellschaftlichen Zustände aus der Perspektive der Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts betrachtet werden. Die politische Frauenbewegung zu dieser Zeit bestand nicht nur aus einem Kampf für politische Teilhabe durch Wahlbeteiligung, sondern einem Kampf um echte Mitbestimmung und für bessere Bildungsmöglichkeiten. Eine ganz klare Haltung pflegten sie auch den menschenunwürdigen Arbeitsverhältnisse bei. Forderungen, wie die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit oder beispielsweise einen 6-Stunden-Arbeitstag sind jene, die heute nach wie vor aktuell ist.

Die Schau beschäftigt sich nicht nur mit dem geschichtlichen Wendepunkt, nachdem sich das Frauenwahlrecht durchsetzte, sondern vor allem um die Zeit davor. Denn hürdenlos und einfach war der Weg dorthin nicht. Bedeutende Namen, wie Rosa Luxemburg, Anna Edinger, Minna Faßbaur, Käthe Kollwitz, Clara Zetkin und viele mehr, stehen mit ihren Werken und Beiträgen zum Kampf für Gleichberechtigung im Mittelpunkt der Ausstellung. Auch die internationalen Netzwerke der Frauen der Ersten Deutschen Frauenbewegung, die sich in europa- und weltweiten Kongressteilnahmen und Treffen widerspiegeln, finden hier ihren verdienten Platz.

Der Kampf um Gleichberechtigung geht weiter

So lang das Ganze auch her scheint, begleiten uns viele Probleme der Frauen von damals auch heute noch. Schauen wir uns unsere Gesellschaft heute an, sehen wir, dass die Frauen es vor hundert Jahren deutlich schwieriger hatten. Doch müssen wir uns dabei eingestehen, dass die vielen Reformen nicht durch eine Veränderung der Gesellschaft zustande kamen, sondern weil der Druck auf den Herrschenden zu groß war. Dennoch ist bis heute ein konservativ-patriarchales Weltbild so stark etabliert, dass die Frau immer noch als Mensch zweiter Klasse abgestempelt wird. So sehen wir heute, wenn auch abgeschwächt, viele Parallelen zu 1918/19. Frauen dürfen immer noch nicht frei über ihren Körper entscheiden, sie verdienen immer noch weniger als Männer, sind um weiten stärker von Altersarmut und vor allem von sexualisierter Gewalt betroffen. Die Ausstellung setzt gezielt die Forderungen und Themen der Ersten Deutschen Frauenbewegung mit aktuellen Debatten in Verbindung.

Die Ausstellung ist bis zum 20. Januar 2019 geöffnet. Eintritt: 10€ / ermäßigt 5€

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