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24-Stunden Streiks in Hamburg

Sedat Kaya

Als die Verhandlung der IG Metall mit dem Metall-Arbeitgeberverband anfänglich ins Stocken geriet und die Arbeitgeber keine annehmbaren Angebote auf den Tisch legten, wurden in Betrieben Urabstimmungen über Streiks durchgeführt. In Hamburg entschieden sich unter anderem die Betriebe STILL, Mercedes und Airbus mit großen Mehrheiten für den Streik. Drei Tage am Stück fanden in diesen Betrieben 24-Stunden Streiks statt. Die Kollegen von STILL blockierten sogar alle 12 Tore der Fabrik und diese wurden zugekettet. Sie stellten Zelte und Feuertonnen auf, die Stimmung und Kampfbereitschaft war sichtbar gut. Vertreter der Belegschaften von Thyssen Krupp, der Aluminium Werke und anderen Fabriken besuchten die Kolleginnen und Kollegen von STILL, um ihre Solidaritätsgrüße zu überbringen. Wir sprachen mit Kollegen während der 24-Stunden-Streiks über ihre Kampfbereitschaft, die mittlerweile zu einem Tarifabschluss geführt hat.

Produktion vollständig gestoppt“

Abdullah Comart (Mitglied des Betriebsrates bei STILL und Vertrauensmann)

Unsere Nachtschicht hat den Streik angefangen und es wurden alle 12 Werkstore blockiert und Zelte aufgebaut. Ab 04:00 Uhr wurde die Produktion vollständig gestoppt. Es wurden auch keine LKWs mit Ladungen mehr reingelassen. Jetzt hat unsere Schicht den Streikposten übernommen. Dieser Streik wird so lange andauern, wie nötig. Wir fordern die 28-Stundenwoche für die Kollegen, die sich um Angehörige kümmern müssen und eine Erhöhung unserer Löhne um 6%. Ebenso sollen die Auszubildenden einen Tag vor einer Prüfung von der Arbeit befreit werden. Die Arbeitgeber kommen uns jedoch bei keiner unserer Forderungen entgegen. Daraufhin hat sich unsere Gewerkschaft dafür entschieden, zum 24-Stunden Streik aufzurufen. In Deutschland liegt die Arbeit in 250 Fabriken still, über 50.000 Arbeiter in Norddeutschland streiken. Wir wollten vor den Verhandlungen am Wochenende ein starkes Zeichen setzen. Die Einheit und Solidarität unter den Arbeitern in unserer Fabrik ist sehr hoch, alle sind hoch motiviert und kommen ihrer Verantwortung nach. Ich habe alle Tore besucht, die Kollegen arbeiten sehr genau. Wir sind zum Streik bereit, wenn uns unsere Gewerkschaft eine Aufgabe gibt werden wir dieser so gut wie möglich nachkommen.

Jedes einzelne Recht wurde von Arbeitern erkämpft!“

Ali Ay (Arbeiter bei STILL)

Ich arbeite seit 7 Jahren bei STILL. Auf die Haltung der Arbeitgeber in der Tarifverhandlung antworten wir mit unserem Streik und warnen sie. Wir wollen 6% Lohnerhöhung. Seit gestern Abend sind alle Tore der Fabrik geschlossen. Wir lassen keinen rein. Die Arbeiter bei STILL sind gut organisiert. 70% sind Mitglied der Gewerkschaft und ihre Einheit ist stark. Wir haben hier bei STILL viele Rechte, aber diese wurden alle einzeln seitens der Arbeiter erkämpft. Man hat uns nichts geschenkt.


Wenn wir eine Einheit sind, dann werden wir gewinnen“

Auch bei Mercedes in Hamburg wurde ein 24-Stunden Streik durchgeführt. Hier haben 3.300 Arbeiter, inklusive der Leiharbeiter, die Arbeit niedergelegt. Der Streik hat in der Nachtschicht begonnen und auch dort haben die Arbeiter alle Tore blockiert und keinen hereingelassen. Der Arbeitgeber wollte durch eine Sonderschicht am Wochenende seine Verluste ausgleichen lassen. Aber weil das die Wirkung des Streiks aufheben würde, hat der Betriebsrat dieses Angebot abgelehnt. Die Arbeiter kommen ihren Aufgaben an den Werkstoren sehr genau nach. Diejenigen Kollegen, mit denen wir an den Toren sprachen, haben noch einmal unterstrichen, dass sie bereit sind, für ihre Forderungen zu kämpfen. Sie sagten, dass ihre Gewerkschaft seit Jahren Kompromisse mit dem Arbeitgeber eingeht. Nun seien sie aber dazu bereit, zu kämpfen und ihre Einheit und Solidarität wird von Tag zu Tag stärker. „Wenn wir eine Einheit sind, dann werden wir gewinnen“ bestätigen alle unabhängig voneinander. Die streikenden Kollegen von Mercedes bekamen Besuch von Kollegen von Siemens und anderen Fabriken. Der Hamburgische Bürgerschaftsabgeordnete Deniz Celik hielt auf der Kundgebung vor dem Werk eine Rede. Er kritisierte die Arbeitgeber und rief dazu auf, die berechtigten Forderungen der Arbeiter endlich zu akzeptieren. Auch Vorstandsmitglieder und Mitglieder der DIDF Hamburg (Föderation demokratischer Arbeitervereine) haben die streiken Arbeiter besucht und ihre Solidarität bekundet. Dabei haben sie Flugblätter verteilt, die die Forderungen der Metaller unterstützen.


Es geht um die Zukunft des gesamten Landes”

Und zuletzt ist auch die Produktion bei AIRBUS mit über 12 Tausend Beschäftigten in Hamburg zum Erliegen gekommen. Die Arbeiter gaben den Arbeitgebern kurz vor den entscheidenenden Verhandlungen nochmal eine Kostprobe ihrer Macht. Um Mitternacht haben sich die Arbeiter gemeinsam mit dem Beginn des Streiks an der Anlegestelle Teufelsbrück gegenüber dem Betrieb versammelt. Sie erhielten Besuch und Unterstützung von Arbeitern der Fabriken DIEHL, Hauni und anderen. Auf der Kundgebung um 08:00 Uhr haben Katja Karger (Vorsitzende des DGB Hamburg), Sophia Kielhorn (Betriebsratsvorsitzende bei AIRBUS) und Ina Morgenroth (IG Metall Hamburg Geschäftsführerin) zu den Arbeitern gesprochen. Karger übermittelte die Solidarität der anderen Gewerkschaften und unterstrich noch einmal, dass der Kampf der Metallarbeiter nicht nur für sie selbst wichtig sei, sondern für die Zukunft des ganzen Landes. Kielhorn forderte, dass die Zeiten, die für den Arbeitsbeginn und -ende gebraucht werden, auch in die Arbeitszeit mit eingerechnet werden sollten. Morgenroth unterstrich noch einmal die Forderungen der IG Metall und die angewachsene Kraft der Metall-Beschäftigten in Hamburg.

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