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Das Kasino gewinnt immer

Dogus Ali Birdal

„Lasst die Spiele beginnen“ heißt das Motto alle zwei Jahre. Ausgerufen entweder durch den Fußball Weltverband FIFA oder dem europäischen kleinen Bruder UEFA. Doch egal wer nun der nächste Welt- oder Europameister wird, die wahren Gewinner stehen schon lange vorher fest.

Es scheint paradox, dass in Zeiten der Arbeitsmarktreform der französische Steuerzahler gezwungen wird 1,7 Milliarden Euro alleine für die Stadien auszugeben. Dagegen scheinen die 24 Millionen Euro, die für die Sicherheitsmaßnahmen ausgegeben werden, noch relativ günstig.

Währenddessen rechnet die UEFA, der Veranstalter der Europameisterschaft, mit Einnahmen von ca. 2 Milliarden Euro. Die Öffentlichkeit bezahlt also über 2 Milliarden Euro, damit die EM stattfindet und die UEFA räumt die Gewinne ein. Ein ziemlich lukratives Geschäft und die Interessenten werden natürlich nicht weniger. Die meisten Länder reißen sich darum, eines der beiden Turniere in ihrem Land stattfinden zu lassen, trotz immenser Kosten.

Doch die Popularität des Fußballs in der globalisierten Welt ist mit nichts zu vergleichen. Die Chance, durch ihn die Aufmerksamkeit auf das eigene Land zu lenken, Touristen zu locken und sich mit einem großen Turnier zu brüsten, will sich keiner mehr entgehen lassen.

Die FIFA und die UEFA sitzen aber am längeren Hebel und schlachten den Goldesel aus, so gut es überhaupt nur geht.

Die letzte WM in Brasilien kostete das Land über 15 Milliarden Dollar, 2 Milliarden davon bezahlte die FIFA, rund 4 Milliarden nahm sie ein. Abgesehen von den immensen Kosten, die das sowieso finanziell schwache Brasilien und seine Bevölkerung belastete, wurden außerdem über 350.000 Menschen vertrieben und umgesiedelt, um Platz für die Infrastruktur zu schaffen und die Städte für die Touristen zu „säubern“. Die Stadien, die für die einmalige Benutzung in der WM aufgerüstet wurden, sind jetzt zum großen Teil überflüssig. Die meisten dieser Stadien wurden überdies auch noch privatisiert und die Kosten für Tickets stiegen ins Unbezahlbare.

Doch nicht nur für die FIFA und ihrem kleinen Bruder ist der Fußball ein profitables Geschäft. Ausgerechnet Konzerne wie McDonald’s und Coca-Cola werben für die EM. Die Produkte, die jeder ernsthafte Sportler meiden sollte, werden den Zuschauern permanent angepriesen und bei jeder Halbzeitpause vor die Nase gehalten.

Alle wollen den Fußball für sich nutzen. Das belegt auch eine Auswertung des Marktforschungsinstituts Nielsen. Demnach gaben die Konzerne in der ersten Märzwoche noch 7,6 Millionen Euro für TV-Werbung aus, in der letzten Maiwoche jedoch bereits über 26 Millionen Euro. Damit präge der Fußball derzeit die Werbung noch mehr als die Weihnachtsthemen.

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