Dilan Baran
Am Freitag, den 10. und Samstag, den 11. November traf sich der Bundesverband der Migrantinnen (Göçmen Kadınlar Birliǧi, kurz GKB) in Kassel mit Frauen aus Vereinen und Gruppen aus verschiedenen Städten Deutschlands. Während des Treffens wurden Sitzungen zu aktuellen Entwicklungen, Rassismus, Frieden und Arbeitsleben abgehalten und konkrete Diskussionen in verschiedenen Arbeitsgruppen geführt.
Am Sonntag, den 12. November, fand der Bundeskongress statt. Auf dem Kongress, auf dem die Arbeit ausgewertet und Beschlüsse für die kommende Periode gefasst wurden, wurde ein neuer Vorstand mit 11 Mitgliedern gewählt. Auch hier wurde die Situation der Frauen ausgiebig diskutiert.
„Von der wachsenden Ungleichheit, sind Frauen und besonders migrantische Frauen überdurchschnittlich hoch betroffen. Die Armut wächst, die Wohnungslosigkeit steigt. In der öffentlichen Versorgung wird immer weiter gekürzt, Kriege werden befeuert, indem Waffen geliefert werden und bei alledem wächst die Gewalt gegen Frauen ins Unermessliche“, so Sevinç Sönmez, Bundesvorstandsmitglied aus Mannheim. „Wenn es um die soziale und öffentliche Versorgung geht, dann muss überall gespart werden, aber die großen Konzerne fahren immer größere Gewinne ein“ bringt eine Delegierte aus Berlin ein. Über die letzten zwei Jahre haben die Frauen mehrfach internationale Solidarität mit der Frauenbewegung im Iran oder dem Frauenhilfenetzwerk in der Türkei nach dem Erdbeben gezeigt. In den Orten finden Lesegruppen, Workshops und Konzerte sowie Demonstrationen zum 8. März, dem internationalen Frauenkampftag statt. Einmal im Quartal erscheint die Zeitschrift der GKB mit dem Titel „Kadın“ (Frau), „aber wir arbeiten noch nicht genug mit diesem Mittel, das wir haben“ bewertet Tülin Cokdeǧerli, ebenfalls Bundesvorstandsmitglied aus München. „Wir Frauen haben zu wenig Zeit und wir nehmen uns zu wenig Zeit zum Lesen und Schreiben, aber nur so können wir uns weiterbilden und auch gesellschaftlich einbringen, unserer Stimme erheben“. Am Ende verabschiedet der Kongress gleich vier aktuelle Positionen gegen 1. Aufrüstung und Kriege und stattdessen Investitionen in Bildung und Soziales und diplomatische Lösungen. 2. Gegen Rassismus und für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse, sowie eine bessere Versorgung mit Sprachunterricht. 3. Gegen Frauenarmut, für die Sozialversicherung ab dem 1. Euro, die öffentliche Versorgung der Altenpflege, wie sie in der Kinderbetreuung bereits gewährleitet ist und gleiche Löhne für Frauen wie für Männer und 4. Gegen Spaltung und für die Geschwisterlichkeit der Völker.
Auch Gäste begrüßten den Kongress. Alev Bahadır, Vorstandsmitglied der DIDF, Lorin Aslanboğa, Vorstandsmitglied der DIDF-Jugend, Gaye Yılmaz, Akademikerin, und Meral Gezici Yalçın, Akademikerin, nahmen ebenfalls an der Diskussion teil. Die Zentrale Informationsstelle autonomer Frauenhäuser (Zif), IG Bau Frauen und Ekmek ve Gül schickten Solidaritätsbotschaften an die Versammlung und betonten die Wichtigkeit des Zusammenhalts und des Kampfes der Frauen um Gleichberechtigung.