Written by 20:00 HABERLER

Die Bildungsinitiative Ferhat Unvar

Ali Yıldırım*

Für Serpil Temiz Unvar war nach dem 19. Februar klar: ein Schweigen zu rassistischen Strukturen ist nicht länger hinnehmbar. Hanauer Jugendliche und junge Erwachsene müssen in den „Heilungsprozess“ einbezogen werden, ihn selbst gestalten. Es muss ein Raum geschaffen werden, wo sie über ihre Probleme und Erfahrungen sprechen können. Ein Raum, der ihnen ermöglicht, ihre eigene Stimme zu entfalten, Probleme zu benennen und Lösungen zu erarbeiten. So einen Raum schafft die Bildungsinitiative Ferhat Unvar. Serpil Temiz Unvars Vision einer von Rassismen befreiten Gesellschaft beginnt in der Schule. Überzeugt davon, dass niemand als Rassist geboren wird, sondern Rassismus gelernt wird, soll am zentralen Ort des Lernens angesetzt werden, um Rassismus zu verlernen. Durch Bildungsarbeit in Schulen. Das Ziel der Bildungsinitiative ist es, betroffene Kinder zu stärken, junge Menschen, die von Rassismus betroffen sind, zu empowern, Lehrer für das Thema rassistisch motivierte Diskriminierung zu sensibilisieren und anti-rassistische Bildungsarbeit deutschlandweit zu einem festen Bestandteil des Lehrplans zu machen. Die Bildungsinitiative besteht neben Unterstützern aus dem professionellen und aktivistischen Feld der Antirassismusarbeit vor allem aus Menschen mit größtenteils eigenen Rassismus-Erfahrungen, insbesondere junge Menschen aus Hanau. Viele von ihnen waren Ferhats Freunde, viele Weggenossen, alle stark getroffen und in einem vereint: gegen Rassismus zu kämpfen. Junge Erwachsene aus Hanau sprechen mit jungen Erwachsenen über den 19. Februar, den rassistischen Anschlag und institutionellen Rassismus sowie Alltagsrassismus. Junge Menschen aus Hanau werden in Schulen gehen und selbst gestaltete Workshops zu Themen wie Alltagsrassismus und Empowerment durchführen, begleitet von erfahrenen Bildungsreferenten. Darüber hinaus soll ein aufsuchendes und niedrigschwelliges Beratungsangebot für Hanauer Schüler entwickelt werden, wo junge Menschen mit Rassismuserfahrungen Hilfe und Unterstützung erhalten können. Zudem soll eine Beratungsstelle für Eltern geschaffen werden, die rassistische Erfahrungen innerhalb und außerhalb der Institution Schule machen. Die Bildungsinitiative macht diese Arbeit nun seit über einem Jahr und kämpft weiterhin für eine langfristige staatliche Förderung. Sie wird aktuell hauptsächlich über finanzielle Spenden aus der solidarischen Zivilgesellschaft getragen. Nur durch diese Solidarität konnten Räumlichkeiten angemietet werden, welche an Ferhats 25. Geburtstag und dem einjährigen Bestehen der Initiative, eröffnet wurden. Diese Räumlichkeiten sollen für Präsenzworkshops genutzt werden. Zudem veranstaltet die Bildungsinitiative, in Kooperation mit der DIDF-Jugend Hanau und dem Internationalen Jugendverein Hanau einmal im Monat, jeweils am 19. jeden Monats Veranstaltungen in Form von Themenabenden, die hauptsächlich an junge Menschen aus Hanau und Umgebung gerichtet sind.

* Ali Yıldırım war ein enger Freund Ferhat Unvars. Er ist Gründungsmitglied und Projektkoordinator der Bildungsinitiative.

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