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Erdogan immer gut für eine neue Krise

Die Türkei reitet sich von einer diplomatischen Krise in die Nächste. Nach dem Abschuss eines russischen Flugzeugs und den Provokationen und Nazivergleichen über Deutschland und Holland in der heißen Phase des türkischen Wahlkampfes, kommen nun die USA dran. „Mit denen habe ich mich noch nicht so gefetzt“ muss er sich gedacht haben, als er einen US-Konsulatsmitarbeiter mit türkischen Wurzeln in Istanbul verhaften ließ und gegen einen zweiten Haftbefehl erließ. Der Vorwurf wie üblich in der Türkei der Moderne: Terrorverdacht und Mitgliedschaft in der Organisation des einstigen Verbündeten Feytullah Gülen.

Noch vor weniger als einem Monat saßen US-Präsident Donald Trump und sein türkischer Amtskollege Erdogan Seite an Seite in einem New Yorker Hotel und versicherten sich ihre Freundschaft. Nun ist von dieser Freundschaft offenbar kaum noch etwas übrig. Stattdessen spricht man nun von einem „historischen Tiefpunkt“ im türkisch-amerikanischen Verhältnis. Gründe für Streitereien hatten beide Länder genug: über den Krieg in Syrien, das kurdische Referendum im Irak, über die Auslieferung von Gülen, der in Pennsylvania im Exil lebt. Doch seit dem Wochenende steuern die beiden Länder auf eine diplomatische Eiszeit zu, wie es sie in der türkisch-amerikanischen Geschichte nicht gegeben hat. Die US-Botschaft in Ankara hat bekannt gegeben, vorerst keine Visa mehr für türkische Staatsbürger auszustellen. Die Türkei reagierte mit der gleichen Sanktion und stellt nun Amerikanern kein Visum mehr aus. Wohin das Ganze geht, wenn Trump und Erdogan aufeinander prallen, ist noch nicht abzusehen. Sicher ist jedoch: Beide werden keine Schwäche zeigen wollen. Enden wird es aber wahrscheinlich wie üblich bei Erdogan: Er wird den starken Mann markieren und wie bereits gegen Putin oder die EU den Schwanz einziehen. Innenpolitisch wird er es als Sieg darstellen und hinter verschlossenen Türen sich mit Trump einigen und entschuldigen.

So ist es halt mit der Türkei. Sie isoliert sich innen- wie außenpolitisch immer mehr in der Welt und sammelt sich immer mehr Feinde.

Womöglich gibt es kein anderes Land in der Welt, was mit nahezu jedem Nachbarland in Krisen und Konflikten steht und keine Dialoge des Friedens Willen führen will.

Die Visa-Krise könnte der Beginn weiterer Krisen und Auseinandersetzungen mit dem NATO-Verbündeten USA werden.

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