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„Es ist wichtig, zu erinnern und zu mahnen“

Selçuk Kozan / Gülcan Turan

Die Theaterwerkstatt des Stadttheaters „Parallele Welten” traf mit ihrem neuen Stück „Krieg.Erinnern“ auf sein Publikum. Haben wir das Recht zu erfahren, was unsere Eltern, Großeltern, Onkels, Cousins während des Krieges erlebt haben? Unter der Leitung von Theaterpädagogin Martina Breinlinger und dem Schauspieler Omar El-Saeidi sind 16 Bielefelder zwischen 17 und 62 Jahren mit kurdischen, türkischen, kosovarischen, serbischen, ägyptischen, italienischen, syrischen, russischen und deutschen Wurzeln mehr als ein Jahr dieser Frage nachgegangen.
Das Theaterstück beginnt mit Familienfotos, angefangen vom Ersten Weltkrieg. Sie zeigen glückliche Zeiten und zufriedene Familien. Mit den Fotos werden Geschichten erzählt und Erinnerungen ausgetauscht.
Was war passiert? Nicht alle wollen darüber reden. Der Großvater, der das Konzentrationslager überlebt hat, erzählte es nicht seinen Kindern und Enkelkindern. Der Kosovare sprach nie über seine Schmerzen. Die russische Familie wollte sich nicht erinnern. Der Syrer teilte nicht sein Leid.
Sie schweigen. Sie wollen vergessen.
Andere wollen sich erinnern und erzählen, obwohl es schmerzhaft ist. Sie erzählen ihre Geschichten und die Brutalität des Krieges. Das Stück thematisiert den 1. und 2. Weltkrieg, den Völkermord an den Armeniern, die Massaker in der Türkei, die Kriege in Bosnien, im Irak, in Syrien, im Kosovo und in anderen Ländern.
Die neue Generation tut sich schwer, an die Wahrheit dieser Geschichten zu glauben. Sie hinterfragen eine Zeit, an die sich Eltern, Großeltern und Onkel nicht erinnern wollten. Ständig suchen die Schauspieler in ihren eigenen Familien nach der Wahrheit.
Wie richtig ist es, über Dinge zu sprechen, die wir nicht kennen? Wie können wir eine eigene Meinung bilden, wo doch unsere Gedanken und Gefühle von der Familie und den Medien gelenkt werden? Was ist richtig? Zeigen die Medien die Wahrheit? Die Schauspieler befragten ihre Familien und Angehörigen und suchten nach Antworten auf diese Fragen.
Gleichzeitig sorgen sie sich darüber, dass das Erlebte im Laufe der Zeit vergessen wird. Das, was passiert ist, sollte nicht nur eine Erinnerung an Fotos und Bücher bleiben.
Das bewegende und emotionale Stück wurde im Saal TAM-drei des Stadttheaters aufgeführt. Die beeindruckende Leistung der Schauspieler und ihre Geschichten wurden mit minutenlangem Applaus geehrt. Mit großem Engagement zeigten uns Mohammad Alhammadi, Derya Bal, Edda Barteit, Luca Buxel, Marwan El Sayed, Merisa Ferati, Canip Gündogdu, Daniel Heinrih, Khani Hussein, Delia Kornelsen, Giacomo Monaca, Gaye Mutluay, Ingo Nie, Demokrat Ramadani, Baris Solmaz und Ayhan Turan die Folgen von Nationalismus und Krieg. Und wie wichtig es ist, zu erinnern und zu mahnen.

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