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Frauenquote ist nicht die Lösung

Özgün Önal

Frauen haben es bekanntlich nicht einfach – sowohl am Arbeitsplatz als auch in allen anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Trotz gleicher oder gleichwertiger Arbeit, kriegen Frauen weniger Geld als Männer. Frauen sind überdurchschnittlich von prekären Arbeitsverhältnissen betroffen. Sie arbeiten häufiger im Niedriglohnsektor, meist befristet und in Teilzeit. Es ist schwer für eine Frau, in höhere Positionen aufzusteigen, auch, wenn es ihr nicht an Qualifikationen und einer zuverlässigen Arbeitsweise mangelt.

Jede dritte Frau ist in Deutschland von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Die finanzielle Abhängigkeit vom männlichen Partner macht sie oft gefügig, gegen die sie kaum ankämpfen kann. Die ökonomische Lage der Frau ist daher unmittelbar mit ihrer Gewaltbetroffenheit verbunden.

Die ungleiche Stellung der Frau im Arbeits- und Berufsleben trifft Frauen mit Migrationsgeschichte um ein Vielfaches mehr. Denn diese kommen meist aus Arbeiterfamilien und sind somit noch ärmer dran.

Zumindest den Zustand, als Frau diskriminiert zu werden, möchte die Bundesregierung in ihrem Sinne ändern: Etwa, indem eine Frau als Quote in Vorstände gewählt werden soll. In Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern soll demnach künftig ein Mitglied eine Frau sein. Für die Unternehmen mit Mehrheitsbeteiligung des Bundes wurde eine Aufsichtsratsquote von mindestens 30 Prozent und eine Mindestbeteiligung in Vorständen vereinbart. Bei den Körperschaften des öffentlichen Rechts wie den Krankenkassen und bei den Renten- und Unfallversicherungsträgern sowie bei der Bundesagentur für Arbeit soll ebenfalls eine Mindestbeteiligung eingeführt werden.

„Penetranz schafft Akzeptanz – dieser Satz hat sich heute mal wieder bewahrheitet. Die Vorstandsquote wird kommen.“ so die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD). „Die heutige Vereinbarung ist ein Meilenstein für mehr Frauen in Führungspositionen – in allen Bereichen“, sagte die stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende, Nadine Schön. „Dass in den Vorständen von Kranken- und Rentenversicherungen bisher kaum Frauen sind, nehmen wir nicht länger hin. Dabei arbeiten im sozialen Bereich besonders viele Frauen.“ Der Kompromiss sei ein wichtiger Schritt für mehr Diversität in den Führungsetagen deutscher Unternehmen.

Somit wurde dieser Gesetzesentwurf Anfang des neuen Jahres beschlossen. Dieser muss allerdings noch durch das parlamentarische Verfahren. Der Prozess soll noch in dieser Legislaturperiode abgeschlossen werden.

Auch, wenn dieser Gesetzentwurf in erster Linie wie ein Fortschritt aussieht, so ist eine Quote keine endgültige Lösung.  Eine wahrhaftige Gleichberechtigung ist erst dann möglich, wenn Frauen -egal welcher sozialer Herkunft- dieselben Rechte wie Männer auf dem Arbeitsmarkt und in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens haben. Das bedeutet, wenn sie nicht mehr den Großteil des Niedriglohnsektors ausmachen; ihre Arbeit aufgewertet wird und sie ohne Angst vor physischer oder sexualisierter Gewalt leben können.

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