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Für die Möglichkeit, sich frei zu entfalten

Ekincan Genc

Wir haben mit Collin Hauke, Vorstandsmitglied der Landesschülervertretung NRW (LSV NRW), über die Probleme der Schülerschaft und warum man sich engagieren sollte, gesprochen.

Collin sagt über sich selbst: „Ein wesentlicher Grund, warum ich mich in den Landesvorstand wählen ließ, war und ist die Unzufriedenheit mit dem aktuellen Bildungssystem, das den Ansprüchen von uns Schülern nicht gerecht wird und die damit zusammenhängende Hoffnung, eben jenes Bildungssystem zu verändern.“

Warum sollte man bei sich auf der Schule aktiv sein?

Schüler sollten sich in der Schülervertretung (SV) engagieren, da es um ihre eigenen Interessen geht, die es durchzusetzen gilt. Wir können nicht davon ausgehen, dass irgendwer eine Politik gestaltet, die unsere Interessen mit einbezieht, wir müssen diese schon selbst aktiv vertreten und in die Schulen und Öffentlichkeit tragen. Viel zu oft werden wir bei bildungspolitischen Themen übergangen und nicht angehört, auch wenn wir diejenigen sind, über die bestimmt wird.

In der SV kann man zusammen Ideen entwickeln, was man konkret verändern kann. Dazu beruft man eine Schülervollversammlung oder die Klassen- und Jahrgangssprecher zum Schülerrat ein. Für manche Probleme eignet es sich dann, diese der Schulkonferenz vorzutragen und darüber abzustimmen. So lässt sich etwas erfahrbar im Schulalltag ändern, es braucht nur Mut und Engagement, dies auch zu tun. Generell sollte man versuchen, möglichst viele Schüler kontinuierlich aufzuklären und für Aktionen und Ideen zu mobilisieren.

Was kann damit bewirkt werden und was sind die Themen, welche die LSV aktuell beschäftigen?

Vieles lässt sich bewegen. Eine vereinte Schülerschaft kann im Kleinen beispielsweise das Handyverbot an einer Schule aufheben oder die Kioskpreise senken, während sie im Großen die Einführung von Studiengebühren stoppen kann, wie die Bildungsstreiks 2009 gezeigt haben. Wir sind den derzeitigen Verhältnissen nicht schutzlos ausgeliefert. Wenn wir uns organisieren, können wir Dinge in Politik und Gesellschaft bewegen.

Zurzeit beschäftigen wir uns mit der Bildungsunterfinanzierung in NRW mit unserer Kampagne “Wir sind mehr Wert!”. Dabei organisieren wir Kundgebungen, Unterschriftensammlungen und planen des Weiteren eine Demonstration für den 6. Mai in Düsseldorf. Wir versuchen auf die mangelnde Finanzierung der Schulen hinzuweisen, die für uns nicht hinnehmbar ist. Ansonsten ist ein großes Thema für die gesamte LSV die anstehende Landtagswahl, bei der wir versuchen unsere Forderungen in die Öffentlichkeit zu tragen und über die Positionen der Parteien zur Bildungspolitik aufzuklären. So veranstalten mehrere BSVen in der Woche vor den Landtagswahlen auch U18-Wahlstände, an denen Jugendliche, die noch nicht wählen dürfen, ihre Stimme abgeben dürfen, als Protest gegen das hohe Wahlalter. Mit den Landtagswahlen hängt allerdings auch der Protest gegen die AfD NRW zusammen, die bedauerlicherweise realistische Chancen hat, in den Landtag einzuziehen. Dabei versuchen wir, BSVen bei Protesten zu unterstützen und Informationsmaterial zu verbreiten, denn Rassismus ist keine Alternative!

Wie würdest du unser Bildungssystem in 3 kurzen Sätzen beschreiben?

Unser Bildungssystem ist autoritär, selektiv und undemokratisch. Schüler haben keinerlei Freiraum und sollen im Sinne einer kapitalistischen Verwertungslogik leistungs- und anpassungsfähig gemacht werden. Sie haben keine Möglichkeit, sich frei zu entfalten, zu emanzipieren und das zu machen, was sie wollen. Das alles gilt es zu ändern!

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