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Hafenarbeiter kämpfen für ihre Arbeitsplätze

DİLAN BARAN

Werftarbeiter in Kiel und ganz Schleswig-Holstein haben für die Zukunft der Werften und zum Schutz ihrer Arbeitsplätze gestreikt. Um die Angriffe auf ihre Arbeitsplätze zu stoppen, vereinten sich vergangene Woche Werftarbeiter aus fast allen Segmenten am Kieler Hafen und vor dem Landesparlament. Sie forderten die Landesregierung und die Bundesregierung auf, die Werften zu schützen.
Mit dem Aufruf der IG Metall Nord kamen die Arbeiter zunächst vor der TKMS zu einer kurzen Kundgebung zusammen und liefen dann gemeinsam bis vor den Kieler Hauptbahnhof. Dort trafen sie sich mit weiteren Werftarbeitern aus anderen Städten des Landes Schleswig-Holstein. Nach kurzer Kundgebung marschierten die Arbeiter weiter bis vor den Landtag. Auf dem Marsch betonten die Flensburger Bürgermeisterin Simone Lange und der Bürgermeister von Kiel, Ulf Kämper (beide SPD), dass die Werften für sowohl Flensburg als auch Kiel von entscheidender Bedeutung seien und dass sie den gerechtfertigten Kampf der Arbeiter unterstützen und von der Landesregierung erwarteten, dass sie die Arbeiter und Werften unterstützt. Der Betriebsratsvorsitzender der Kieler TKMS sagte, er erwarte mehr Unterstützung für die Werftindustrie und erklärte, dass nicht nur die Werften in Schwierigkeiten seien, sondern auch die Lieferanten, was die Arbeitslage verschärfe. 

Vor dem Landtag brachten die Arbeiterdelegationen verschiedener Werften aus Flensburg, Rendsburg Lübeck usw. mit rund 300 Personen ihre Forderungen mit allerlei Transparenten und Sprüchen zum Ausdruck. In den gehaltenen Reden forderten sie, dass Werften zur Schlüsselindustrie erklärt werden und die Aufträge der Werften nicht an andere Länder vergeben werden sollen, sowie dass Werften gefördert und Verluste am Arbeitsplatz gestoppt werden.
Daniel Friedrich, Leiter der IG Metall Nord, machte in seiner Rede auf die aktuelle Schiffbausituation im Land aufmerksam. Nach Angaben der Gewerkschaft wurden bisher rund 1000 Arbeitsplätze aufgrund der Folgen der Coronakrise zerstört. Die bestehenden Großaufträge wurden an Werften im Ausland, insbesondere in den Niederlanden, vergeben. Er erklärte: „Der Schiffbau in Schleswig-Holstein steht derzeit vor einer Katastrophe.“ Weitere 1.000 Arbeitsplätze seien gefährdet. „Wir fordern, dass staatliche Verwalter und Arbeitgeber ein klares Signal für die Entlassungen geben. Wir konnten aufgrund der Epidemie nicht sehr breit für die heutige Aktion mobilisieren. 18.000 Menschen, die in der Branche arbeiten, sind jedoch betroffen und unser Streik wird abhängig von den Entwicklungen weitergehen.“ Er spreche deshalb alle Fraktionen im Landtag an und erwarte von ihnen die angemessene Unterstützung. 


Interviews

Unter den Arbeitern auf der Protestaktion befanden sich Wähler unterschiedlichster Parteien. Ihre Forderungen jedoch scheinen allen gemein. 

Yetiş Kartal, der an der Aktion von Flensburg aus teilnahm arbeitet seit 40 Jahre auf der Werft:

„Anfang 2020 waren wir noch 650 Arbeiter in unserer Werft. 300 Arbeiter wurden entlassen. Jetzt sind wir nur noch 350 Kollegen. Ich nähere mich meinem Rentenalter, hunderte von Arbeitern brauchen die Arbeit, um auch in Zukunft ihr Brot und das ihrer Familien zu verdienen. Sie machen sich Sorgen um die Zukunft. Die Schiffsindustrie ist in Schlesweig-Holstein sehr wichtig, und dies betrifft nicht nur die Werften. Betroffen ist die gesamte Teilbranche, die Waren für die Schifffahrt produziert. Als Arbeiter fordern wir die Unterstützung der Schiffsindustrie. Wir erwarten, dass die Schiffsindustrie zum Schlüsselgeschäft erklärt wird.“

Eine Gruppe junger Arbeiter von TKMS Kiel, die nicht namentlich genannt werden möchten, gaben an, dass sie  sich aufgrund der Krise in der Schiffsindustrie Sorgen um ihre Zukunft machen: „Wir wünschen uns von allen Unterstützung, um die Schiffsindustrie zu unterstützen“, sagten sie.  „Die Arbeitgeber haben jahrelang viel Geld durch uns verdient, aber wenn die Wirtschaft in eine leichte Krise gerät, wälzen sie die Last wieder auf uns ab. Wir werden unser Bestes tun, um unseren Arbeitsplatz für unsere Zukunft zu schützen.“

Nuri Dolu : „Insgesamt arbeiten mehr als 18.000 Arbeiter in der der Werft- und Zulieferindustrie. Zurzeit versuchen wir die Arbeitgeber und Aktionäre in  Norddeutschland unter Druck zu setzen. Wenn wir das nicht tun, wird uns niemand hören. Die Stimmen derer, die Widerstand leisten, die streiken, die hört man. Wir werden solidarisch aufstehen und unsere Zukunft verteidigen.“

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