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Kommt ein neuer „Lockdown“?

Diese Frage beschäftigt die Tage die ganze Republik. Gegenfrage: Gab es denn im Frühjahr überhaupt einen Lockdown? Es wurde so lange und munter weiterproduziert, bis die Nachlieferung sowie die Nachfrage aus dem Ausland ausblieb. Es war gezwungenermaßen eine Pause, ein Nebeneffekt einer auf Export aufgebauten Wirtschaft, wie das in Deutschland der Fall ist. Durch Kurzarbeit und Homework hat man eine Wirtschaftskrise, an deren Schwelle die Weltwirtschaft stand, lediglich abgedämpft, während Kitas und Schulen zublieben. Die Zeche zahlen aber wieder einmal Arbeiter, Angestellte, Rentner und Kinder, während Konzerne – wie beispielsweise Daimler mitteilte – wieder mit Gewinnen rechnen. Corona wird zum Anlass genommen für Reformen und schon seit Ewigkeiten diskutierte strukturelle Änderungen der Gesellschaft und des Arbeitslebens.

Manch einer mag sagen: Jedes einzelne Leben zählt. Aber wenn die ganze Berechnungsgrundlage auf falschen Annahmen beruht, muss man kritisch fragen, ob die Massnahmen verhältnismäßig sind. Prof. Streeck von der Uni Bonn erklärt, dass 20.000 Neuinfektionen pro Tag noch lange nicht bedeuten, dass 200 Menschen täglich sterben werden. Streeck meint, dass die Todesfallrate deutlich geringer ausfiele, als offiziell ausgewiesen. Hintergrund ist die weiterhin hohe Dunkelziffer. Kritiker machen auch darauf aufmerksam, wieviele medizinisch notwendige Eingriffe zurückgestellt wurden und zu irreperablen Entwicklungen bei Patienten führten.

Das gleiche Problem betrifft auch die Schulöffnungen nach den Herbstferien: Nicht mehr, sondern weniger Corona-Infektionen nach Schulöffnungen ist das Ergebnis einer jetzt veröffentlichten IZA-Studie des Arbeitsmarkt-Forschers Ingo Isphording, so berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. In Bundesländern, in denen die Schule wieder losging, traten drei Wochen später im Durchschnitt 0,55 Fälle pro Tag und 100 000 Einwohner weniger auf als in Bundesländern, die den Wiederbeginn der Schule bereits hinter oder noch vor sich hatten.

Besonders stark zeigte sich dieser Effekt bei Kindern und Jugendlichen unter 14 Jahren. In dieser Altersgruppe reduzierte sich die Zahl der Fälle pro Tag und 100 000 Einwohner sogar um 1,4.

Nun für Selbständige und Freiberufler bis zum Juni 2021 verlängert werden sollen. Auch dies würde nur eine aufschiebende, keine verhindernde Maßnahme sein.

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