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Korona und Bildung

Eine Lehrerin aus dem Main-Kinzig-Kreis (Hessen), die anonym bleiben möchte, erzählt, wie die Schulen mit der 2. Welle umgehen und welche Schwierigkeiten die Schulen dabei bewältigen müssen: Sie sagt, „Die Schwierigkeiten der Schule besteht zusätzlich darin, nicht ausreichend Personal zu haben. Da auch einige Lehrer, die Risikopatienten sind, sich in häuslicher Quarantäne befinden, mangelt es noch mehr an Lehrkräften.“

Ich arbeite an einer IGS (Integrierte Gesamtschule). Nach den Sommerferien 2020 haben wir als Schule verschiedene Maßnahmen in Erwägung ziehen müssen. Zu Beginn war keiner darauf eingestellt, dass das Corona-Virus den Schulalltag so schnell verändern würde. Wir mussten uns als Lehrkräfte täglich an verschiedene Regeln und Maßnahmen halten, dies galt auch für die Schüler*innen. Es gab Tage, da wurden Regelungen zweimal am Tag verändert, weil vom Hessischen Kultusministerium (HKM) neue Anordnungen kamen. Aktuell kann ich berichten, dass wir auf der kommunalen Ebene des Main-Kinzig-Kreises eine andere für uns geltende Regelung haben. Die Jahrgangsstufen 7-10 werden im Wechselmodell unterrichtet. Das heißt, die Klassen werden halbiert, um die Abstände im Klassenraum zu vergrößern. Die Klassen sind in A- und B-Gruppen unterteilt und wechseln wöchentlich zwischen Präsenzunterricht und Distanzunterricht. Im Unterricht, auf dem Pausenhof, im Lehrerzimmer sowie auf dem gesamten Schulgelände muss von Schüler*innen, als auch von Lehrkräften eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden. Für unsere Grundschulen gilt, dass der Unterricht nur im festen Klassenverband zu unterrichten ist. Das heißt: die Schülerschaft soll sich in den einzelnen Fächern nicht mischen, sondern als Klassenverband bleiben. Die Jahrgangsstufen 5-6 werden auch nur im festen Klassenverband unterrichtet. Ausnahme gilt für den Religions- und Ethikunterricht. Schüler*innen, die mit dem Coronavirus infiziert wurden oder Risikopatienten zu Hause haben, müssen zu Hause bleiben und werden im Distanzunterricht betreut. Das heißt, diese Schüler*innen bekommen von ihren Lehrern Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt und müssen dieses bearbeiten und können bei Fragen sich Online an die Lehrer wenden.

In meiner Schule gibt es eine Gruppe von Lehrer*innen, die für den Online-Unterricht zuständig sind. Das heißt, sie betreuen täglich die Schüler*innen im Distanzunterricht und bearbeiten mit ihnen die Aufgaben. Die Koordination der Kinder, die vom Präzensunterricht fernbleiben müssen, wird über diese Lehrergruppe koordiniert, welche gut arbeitet. Den Schüler*innen wird Material zugeschickt und diese bekamen ein Tablet von der Schule gestellt. Mittlerweile merkt die Schule, dass diese Geräte, die vom Schuletat finanziert wurden, nicht mehr ausreichen. Weil einfach zu viele Kinder in Quarantäne sind und zu Hause keine technischen Endgeräte zur Verfügung haben.

Aufgrund der Maßnahmen müssen Lehrkräfte aktuell aufpassen, dass kein Schüler den Anschluss verpasst. Die Situation ist auch für die Schüler*innen nicht einfach, sie sind nicht mehr mit ihren Freunden zusammen, sie müssen alleine ihre Aufgaben erledigen, sie dürfen in den Pausen nicht miteinander spielen, müssen Abstand halten und sind aus ihren Gruppen getrennt. Die Lehrkraft muss ihre Arbeitsaufträge für drei Gruppen vorbereiten: Gruppe A, B und Distanzunterricht und sich um viele kümmern. In der Situation ist es auch schwierig, als Lehrkraft am Ende eine Note zu vergeben. Ich persönlich habe zum Beispiel mehrere Schüler*innen, die seit zwei Monaten im Distanzunterricht sind und die ich nicht gesehen habe. Der Kontakt besteht nur Online.

Die Schwierigkeiten der Schule bestehen zusätzlich darin, nicht ausreichend Personal zu haben. Da auch einige Lehrer*innen, die Risikopatienten sind, sich in häuslicher Quarantäne befinden, mangelt es viel an Lehrkräften.

Die Eltern waren nach den Sommerferien mit der Situation in der Schule sehr unzufrieden, weil aus ihrer Sicht keine Maßnahmen durchgeführt worden sind. Die Klassen waren überfüllt, der Mindestabstand war nicht gegeben und ein ganz großes Problem stellte der Schulbus dar. Die Schüler waren in den Busen nicht sicher und konnten keinen Abstand einhalten. Dies hat sich aber jetzt mit dem Wechselmodell im November geändert und zeigt eine Verbesserung in dieser Sache. Dadurch sind die Eltern beruhigter und unterstützen auch die Maßnahmen wie sie heute sind.

Eine Veränderung der Maßnahmen findet im Moment nur ab Jahrgangsstufe 7-10 statt, die jüngeren Jahrgänge sind wenig von den Maßnahmen betroffen. Außer dass sie in festen Klassen unterrichtet werden.

Ich wünsche mir von der Politik und Gesellschaft, dass die jetzigen Maßnahmen so unterstützt und beibehalten werden sollen, damit es nicht zur einer Schließung der Schulen kommen muss.

Die jüngste Kritik des Lehrerverbands Hessen war die Entscheidung der Landesregierung bezüglich der Aufhebung der Präsenzpflicht. Statt einer gänzlichen Schulschließung wurde diese Regel angeordnet. Somit wurde die Verantwortung an die Eltern und Schulleitungen übergeben.

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