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Otto? Fand ich mal gut

Der Otto-Konzern möchte nun den letzten Retourenbetrieb in Hamburg schließen und nach Osteuropa auslagern. Wir haben mit dem Betriebsrat Dirk Schmidt über die Situation gesprochen.

Wie waren die Arbeitsbedingungen bei Otto während der Corona-Pandemie?

Gleich zu Beginn der Pandemie hat es viele Schutzmaßnahmen gegeben. In einem Krisenstab war der Betriebsrat von Anfang an beteiligt. Wir konnten den Betrieb durch die Schutzmaßnahmen aufrecht erhalten. Es gab nur sehr wenig Infektionen aus dem privaten Bereich. Durch die Schutzmaßnahmen gab es ein großes Vertrauen bei den Beschäftigten. Dadurch hat sich z.B. die Krankenquote so gut wie gar nicht erhöht. Alle haben aufeinander geachtet.

Was geschieht aktuell bei OTTO?

Trotz einer wirtschaftlichen guten Situation im Konzern, hat man sich nun entschieden, den letzten Retourenbetrieb in Deutschland zu schließen. Obwohl wir in Hamburg im unteren Lohnniveau arbeiten, können wir mit den Löhnen in Polen und Tschechien nicht konkurrieren. Auch der Arbeitsschutz und der Gesundheitsschutz wie in Deutschland, ist in Polen und Tschechien praktisch nicht vorhanden. Die EU-Normen hierzu sind dort noch lange nicht in nationales Recht umgesetzt.

Wie sieht es mit der wirtschaftlichen Lage bei OTTO aus?

Die wirtschaftliche Situation im Otto-Konzern verbessert sich stetig. Auch durch Corona steigen die Umsätze. Für den Konzern arbeiten in Deutschland ca. 27.000 Beschäftigte in über 126 Gesellschaften. Weltweit sind über 50.000 Menschen für den Konzern tätig.

Wie sieht der Kampf gegen die Entlassungen aktuell aus? Was sind die nächsten Schritte?

Wir sind sehr froh über die vielen Menschen und Organisationen, die uns ihre Solidarität erklärt haben. In Hamburg stößt das Vorhaben auf Unverständnis bis hin zu Wut. Prof. Dr. Michael Otto ist ein angesehener Mann und hat, wie schon sein Vater, viel für die Menschen getan. Dass er nun die schwächsten entlassen will, um ein wenig Geld zu sparen, versteht in Hamburg niemand. Der Betriebsrat hat sich auf Verhandlungen eingelassen. Gleichzeitig kämpfen die Beschäftigten mit ihrer Gewerkschaft weiter um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.

Wie steht es um die Zukunft der Beschäftigten bei OTTO?

Durch Corona hat die Digitalisierung einen riesigen Schritt gemacht. Viele aus den Büros haben von Zuhause aus gearbeitet. Wir im Retourenbetrieb schauen aber voller Angst in die Zukunft.

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