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Podcast-Empfehlung: „Darf sie das?“

Amelie Nickel und Dilan Baran

Nicole Schöndorfer lebt in Wien und ist freischaffende Journalistin und Autorin, u.a. für die Zeitschrift Arbeit & Wirtschaft oder das Vice-Magazin.

Ihre „Social-Media-Richtlinie lautet Patriarchat zerschlagen“ und das ist auch Programm in ihrem Podcast „Darf sie das?“. Der Grund, weshalb wir hier eine besondere Empfehlung aussprechen möchten, ist, dass sie Feminismus immer konsequent aus Klassenperspektive betrachtet. In Folge 69 geht sie dafür z.B. der Frage nach, was die Verbote von Schwangerschaftsabbrüchen – gerade ganz aktuell in Argentinien – und ihre Demoralisierung mit dem Kapitalismus zu tun haben. In nur wenigen Sätzen deckt sie auf, wie hinter den mal konservativen mal stärker liberalen Verboten von Schwangerschaftsabbrüchen im Grunde ein „Gebärzwang“ von „ständig neue[r] Arbeitskraft“ steht, der die Gebärenden „an ihre[m] gesellschaftlichen benachteiligten Platz“ und „in ökonomischer Abhängigkeit vom als verlängerte[n] Arm des Kapitals fungierenden Mann“ hält.

Doch klassenbewusster Feminismus ist nicht das einzige, was man bei Nicole Schöndorfers Podcast zu Hören bekommt. Vor allem angesichts der aktuellen Krise und den sich damit offenbarenden katastrophalen Folgen neoliberaler Gesundheitspolitik lohnt sich ein Reinhören in die Folge 71 „Unsere Gesundheit als Ware“ und Folge 70 „Wie soll man in diesem Gesellschaftssystem gesund bleiben?“ oder in eine der vielen anderen Folgen, in denen sie meist hochaktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in meisterlich materialistischer Analyse nachgeht und ihre ökonomischen Zwänge enthüllt.

Eine gewisse Vorkenntnis marxistischer Theorie ist sicherlich vorausgesetzt und die Hörästhetik könnte, ganz in Ehren der Produzentin, aus deren Sprachgebrauch die Anglizismen nicht wegzudenken sind, an der ein oder anderen Stelle ein Upgrade erfahren.

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