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„Solidarität statt Rassismus“ – Sommercamp der DIDF-Jugend

Vom 28. Juli bis zum 6. August findet das alljährliche Sommercamp der DIDF-Jugend, dieses Mal am Tegeler See in Berlin, statt. Wir haben uns mit Doǧuş Ali Birdal vom geschäftsführenden Bundesvorstand der DIDF-Jugend über das Camp unterhalten.

Euer Motto dieses Jahr ist „Solidarität statt Rassismus“. Welche thematischen Schwerpunkte hat das Camp?
Bekanntlich finden dieses Jahr die Bundestagswahlen statt. Ein Jahr, in dem so wichtige Wahlen anstehen, ist immer geprägt von Versprechen und das Ringen um Wählerstimmen. Doch erleben wir seit einiger Zeit einen gefährlichen Trend in Europa und der restlichen westlichen Welt. Rechtes Gedankengut, vor allem verkörpert durch populistische Parteien wie die AfD in Deutschland, Front National in Frankreich oder die Partei für die Freiheit in den Niederlanden usw., wird in die Mitte der Gesellschaft getragen. Dabei verstehen sich diese Parteien sehr gut darauf, die sozialen Probleme der Menschen für ihre hetzerische Politik zu instrumentalisieren. Altersarmut, Jugendarbeitslosigkeit, die unsichere Zukunft durch prekäre Beschäftigung, vermitteln vielen Menschen, auch Jugendlichen, das berechtigte Gefühl von Unsicherheit. Sie fühlen sich verraten und vernachlässigt von den etablierten Parteien und suchen Zuflucht bei den Rechten, die ihre Probleme kulturalisieren oder ethnisieren und Sündenböcke bieten. Vor allem, wenn wir daran denken, dass die AfD in den Bundestag einziehen wird -auch wenn sie in den Umfragewerten gesunken ist- und dass die etablierten Parteien ebenfalls auf den rechten Zug aufspringen, um sich Stimmen zu sichern, müssen wir die soziale Frage in den Mittelpunkt stellen. Das werden wir auf unserem Camp tun. In solchen Zeiten ist Solidarität umso notwendiger. Außerdem werden wir uns mit anderen wichtigen Fragen auseinandersetzen. Die EU, Militarisierung und Bundeswehr, Kultur, Umwelt, Gleichberechtigung und Frauenrechte und politischer Rap werden unter anderem Themen auf dem Camp sein.

Nun bietet der Tegeler See aber auch eine Menge Raum für andere Beschäftigungen, wie sieht euer Programm denn neben den Seminaren aus?
Das wichtigste Element des Alltags sind die AG’s. In diesen lernt man sich kennen und erarbeitet gemeinsam etwas, sei es eine Zeitung, eine TV-Show, die jeden Abend ausgestrahlt wird, ein Tanz, ein Theaterstück usw. Letztes Jahr haben wir die Frauen AG auf dem Camp eingeführt, die jeden Tag unterschiedliche Workshops anbietet und kreative Aktionen durchführt. Da sie letztes Jahr ein großer Erfolgt war, wird diese AG auch dieses Jahr wieder angeboten. Neu ist die Upcycling AG. Oft wissen wir mit alten Sachen nichts anzufangen und werfen sie einfach weg. Das muss aber gar nicht sein. In der AG werden wir lernen, wie wir aus alt ganz schnell neu machen können. Wie immer werden die AGs von Jugendlichen vorbereitet und durchgeführt.
Es sind vor allem die AG’s, aber auch die Tatsache, dass man sich 10 Tage lang mit Leuten, die man vorher vielleicht auch noch gar nicht kannte, ein Zelt teilt, gemeinsam kocht, gemeinsam sauber macht, gemeinsam Verantwortung übernimmt, die alle Teilnehmer zusammenschweißen. Daneben gibt es natürlich noch Raum für andere Aktivitäten, wie Spiele am See, Sportturniere, Bubble Soccer usw. Der See ist direkt auf dem Campgelände, deshalb kann man die Freizeit auch einfach mal zum Entspannen nutzen. An einem Tag wird es eine antifaschistische Rundfahrt durch Berlin geben. So können die Jugendlichen die Hauptstadt besichtigen, auf den antifaschistischen Spuren wandeln und einfach etwas Freizeit in einer der aufregendsten Städte der Welt genießen.
Auch für ein abwechslungsreiches Abendprogramm ist gesorgt. Die Band „Panzehir“ wird uns an einem Abend unterhalten. An anderen Abenden werden lokale Berliner Acts, Theatergruppen usw. dabei sein. Ansonsten wird es noch Liederabende am Lagerfeuer oder Nachtflohmärkte geben.

Wie laufen denn die Vorbereitungen für das Camp?
Die Vorbereitungen für ein 10-tägiges Sommercamp sind natürlich immer ein großer organisatorischer Aufwand. Wir schreiben möglichst viele Gäste an, damit unsere Seminare, Abendprogramm etc. so reichhaltig wie möglich werden. Darunter sind Musiker, Wissenschaftler, Gewerkschafter, Künstler, Politiker und Engagierte aus Jugendverbänden. Wir organisieren Busse aus vielen Teilen Deutschlands, bereiten Material usw. für die AGs und Seminare vor. Da die Hauptaufgaben auf dem Camp, wie Nachtwache oder die Organisation der Küche, von den Jugendlichen selbst übernommen wird, kümmern wir uns auch um die Aufgabenverteilung.
Natürlich müssen wir auch die Mobilisierung und eine hohe Teilnahme sichern. Dafür sind besonders die Ortsgruppen zuständig. Die Vorbereitungen in den Orten befinden sich momentan in der heißen Phase. Wir machen Hausbesuche, Infostände, veranstalten Picknicks und Frühstücke, sprechen Jugendliche gezielt auf das Camp an. Heutzutage ist auch die Werbung auf Social Media wichtig, um neue Jugendliche anzusprechen. Wir haben eine Facebook-Veranstaltung erstellt, posten Bilder auf Facebook und Instagram und laden regelmäßig kleine Videos zur Mobilisierung u.a. auf Snapchat hoch.

Was ist euer Ziel? Was möchtet ihr durch das Camp erreichen?
Einerseits wollen wir den Jugendlichen natürlich einen alternativen Urlaub bieten. Entspannung, Spaß usw. stehen durchaus auch im Mittelpunkt unseres Camps. Aber gleichzeitig wollen wir unsere gemeinsamen Probleme zusammen anpacken. Wir möchten darüber sprechen, wo unsere Sorgen und Wünsche sind, aber auch klar machen, dass wir gemeinsam etwas verändern können. Oft sind wir unzufrieden, sowohl mit der allgemeinen politischen Lage, als auch mit den Zuständen, die unser Leben unmittelbar betreffen, z.B. welche Freizeitmöglichkeiten es in unserem Stadtteil gibt oder wo solche fehlen. Dann versucht man, uns weiszumachen, dass wir gar nichts verändern können. Doch das stimmt nicht! Alleine werden wir es nicht schaffen, doch organisiert, mit den gleichen Zielen und Wünschen, können wir vieles gemeinsam verändern. Nicht nur in den 10 Tagen in Berlin, sondern auch wenn wir zurück in unseren Orten sind.

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