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Tarifverhandlungen im Einzelhandel

Im Einzelhandelssektor hat eine große Tarifverhandlungsrunde begonnen. Die Tarifverhandlungen für rund 5 Millionen Beschäftigte werden auf regionaler Basis geführt. Je nach Region werden die aktuellen Verträge auslaufen. In einigen Regionen arbeiten die Tarifkommissionen noch an den Forderungen. Eines ist klar: Die Beschäftigten haben mehr verdient als Applaus und einen feuchten Händedruck, denn sie sagen: Ohne uns kein Geschäft.

Die Mitglieder der Gewerkschaft ver.di im Einzelhandel wollen an den gestiegenen Gewinnen der Arbeitgeber beteiligt werden – sie fordern nun sowohl ihren Anteil als auch einen Inflationsausgleich.

Den Anfang machte der Einzel- und Versandhandel mit der Forderung nach 2,50 Euro mehr Lohn pro Stunde. Im Groß- und Außenhandel fordert ver.di dagegen 13 Prozent mehr Lohn und mindestens 400 Euro im Monat. Ziel der Tarifrunde ist es, einen Beitrag zur Bekämpfung der drohenden Armut und Altersarmut im Einzelhandel, insbesondere der Altersarmut von Frauen, zu leisten. In kaum einer anderen Branche ist prekäre Beschäftigung so weit verbreitet: Die weit verbreitete Nutzung von (unfreiwilligen) Teilzeit- oder Minijobs führt dazu, dass das Einkommen für viele Beschäftigte nicht zum Leben reicht.

EXISTENZSICHERUNG GEFORDERT

Die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten im Einzelhandel ist in zwei Lohngruppen eingruppiert, was je nach Region einen Stundenlohn zwischen 12 und 17,44 Euro brutto bedeutet. Rund 76 Prozent der Beschäftigten im Außenhandel befinden sich in der 2. und 3. Lohngruppe, d.h. sie verdienen rund 2.200 Euro brutto. Damit sind sie von der hohen Inflation besonders betroffen und brauchen dringend Hilfe.

Die Beschäftigten im Einzelhandel haben durch Corona starke Einschnitte hinnehmen müssen – vor allem die Beschäftigten im Einzelhandel, wie z.B. im Textileinzelhandel, sind besonders stark betroffen. Die Gewerkschaft fordert, dass für die rund drei Millionen Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel in Deutschland gerade in diesen Krisenzeiten eine Grundsicherung und Existenzsicherung gewährleistet wird. Lokale Tarifkommissionen haben deshalb Forderungen nach deutlichen Einkommensverbesserungen aufgestellt.

Zu den Forderungen gehören je nach Region eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 2,50 Euro pro Stunde, eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 250 Euro und allgemeinverbindliche Tarifverträge für 12 Monate.

FORDERUNGEN IM GROSS- UND AUSSENHANDEL

Der Groß- und Außenhandel in Deutschland umfasst rund 100.000 Unternehmen mit etwa 1,2 Millionen Beschäftigten und einem Jahresumsatz von mehr als 750 Milliarden Euro. Es ist eine starke Branche, die sich gleichzeitig stark verändert. Elektronische Systeme ersetzen Mitarbeiter, ganze Fahrzeugflotten werden auf Speditionen übertragen, große Unternehmen werden durch Fusionen größer. All dies hat Auswirkungen auf die Unternehmen: Arbeitsplätze verschwinden, die Arbeitgeber fordern mehr Flexibilität, der Druck auf die Löhne steigt.

Durch die hohen Preissteigerungen der letzten Jahre haben die Beschäftigten im Einzel- und Großhandel erhebliche Reallohnverluste hinnehmen müssen. Lohnerhöhungen sind daher dringend erforderlich, um die stark gestiegenen Kosten für Lebensmittel, Strom, Gas und Benzin aufzufangen. Die Erwartungen der Beschäftigten sind hoch, weil ihre Löhne nicht ausreichen und sie eine Belastungsgrenze erreicht haben. Eine kräftige Lohnerhöhung ist notwendig, und die Arbeiterinnen und Arbeiter sind bereit, dafür zu kämpfen. Sie werden für die folgenden Forderungen kämpfen:

– 13 Prozent mehr Lohn, mindestens 400 Euro pro Monat

– 250 Euro mehr für Auszubildende

– Laufzeit des Tarifvertrags 12 Monate

– Die Tarifverträge sind in der Regel für den gesamten Sektor verbindlich.

 

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