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Türkischer Nationalismus macht sich an der Uni breit

Der „Verein Türkischer Studenten“ veranstaltete in Duisburger Universitätsräumlichkeiten am 26. April einen Vortrag mit dem Titel „Terror in Istanbul: Der größte Terroranschlag im 19. Jahrhundert“. Aufgrund dessen, wandte sich der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) mit der Bitte, die Raumvergabe für diese Veranstaltung zurückzuziehen, an das Rektorat. Das Rektorat entgegnete dieser Bittr zwar mit Verständnis, teilte dem AStA am 21. April jedoch mit, an der Entscheidung festzuhalten.

Der Redner, Şahin Ali Söylemezoğlu, ist in der Vergangenheit immer wieder durch Relativierungen des Völkermords an nahezu 1,5 Mio. Armeniern in Erscheinung getreten. Diese Leugnung entstammt vornehmlich dem türkischen Rechtsextremistischen Spektrum . Diese Haltung zeigt sich auch ganz aktuell am Beispiel des Dresdner Sinfoniekonzerts. Die Türkei hat auf EU-Ebene gegen das Konzertprojekt „Aghet“ der Dresdner Sinfoniker zum Genozid an den Armeniern vor 100 Jahren interveniert. Der türkische EU-Botschafter verlangt, dass die Europäische Union die finanzielle Förderung für die internationale Produktion einstellt und fordert die Exekutivagentur auf, alle Angaben zum Projekt von ihrer Website zu nehmen, damit das Wort ‚Völkermord‘ verschwindet, die Presse nichts davon erfährt und möglichst nicht darüber berichtet.

Söylemezoğlu sucht in seinen Publikationen angeblich den Dialog zwischen Armeniern und Türken, allerdings geht es ihm hauptsächlich darum, ein Forum für seine haarsträubenden Positionen zu finden. Den, in seinen Büchern nachzulesenden Thesen zufolge, sei der Genozid nichts anderes als ein kriegsbedingtes „Unglück“, welches er als logische Konsequenz armenischer revolutionärer Bewegungen darzustellen sucht. In seinem Buch „Die andere Seite der Medaille“ vertritt er zudem verschiedene verschwörungstheoretische Positionen, wie etwa, dass es sich bei dem von ihm geleugneten Völkermord um ein „gegenseitiges Morden“ gehandelt hätte, den Armenien und die Triple Entente, insbesondere Russland, bewusst provoziert hätten. In den Veröffentlichungen Söylemezoğlus wird deutlich, dass ihr Zweck die Relativierung des Staatsterrors gegen Kurden und die Legitimierung der staatlichen Repressionsmechanismen ist. Die Bereitstellung universitärer Räumlichkeiten verhilft dem selbsternannten Historiker seinen grotesken, genozidrelativierenden Thesen einen wissenschaftlichen Anstrich zu verpassen.

Das Datum der Veranstaltung wurde ebenfalls ein Kritikpunkt. Sie findet nur zwei Tage nach dem 101. Gedenktag an den armenischen Völkermord statt. Daraufhin erklärte das Referat für Hochschulpolitik: „Wir können als Studierendenvertretung nicht zulassen, dass an unserer Universität das Gedenken an die Opfer des Genozids durch Söylemezoğlus Hetztiraden beschmutzt wird und fordern das Rektorat deshalb auf, seine Entscheidung zu überdenken.“

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