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Was nicht passt, wird mundtot gemacht

Cigdem Kardelen

In den letzten Jahren wurden in der Türkei LGBTI-Veranstaltungen (Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intersexuelle) nicht selten abgesagt, da sie der türkischen Regierung längst ein Dorn im Auge sind. Die Gay-Pride, die in Istanbul sehr populär ist, wurde dieses Jahr nun zum dritten Mal hintereinander verboten. Auch das deutschsprachige LGBTI-Filmfestival in Ankara wurde am aktuell abgesagt und nun wurde ein Verbot für alle Kulturveranstaltungen von sexuellen Minderheiten ausgesprochen. Das Büro des Gouverneurs in Ankara teilte mit, dass dieses strikte Verbot ab sofort auf unbestimmte Zeit gelte. Der Grund sei der Schutz der öffentlichen Sicherheit, denn solche Aktivitäten würden die „Gesundheit und die Moral“ der Gesellschaft gefährden und die Rechte und Freiheit anderer Menschen einschränken.

Derner wurde das „Pinkes Leben Queer-Festival“ abgesagt, weil es eine Anschlagsgefahr mit sich bringe. Hier sollten verschiedene Filme und Theaterstücke gezeigt werden, die sexuelle Minderheiten als Thema haben. Nun soll mit diesem Verbot nicht nur dieses Festival untersagt werden, sondern jegliche kulturelle Veranstaltungen wie Theater, Konzerte, Ausstellungen und Filmvorführungen. Die deutsche Botschaft war Mitveranstalter des Festivals. Und somit hängt in der deutschen Botschaft in Ankara eine Regenbogenflagge. Der deutsche Vertreter in Ankara forderte die türkischen Behörden auf, solche Veranstaltungen nicht zu verbieten, sondern dafür zu sorgen, dass sie sicher stattfinden können.

Seitdem zeigen konservative Zeitungen die Queer-Bewegung und Deutschland als Zielscheibe. In der Zeitung „Yeni Akit“ heißt es, dass „perverse Homos“ mit der Unterstützung Deutschlands ihre Botschaften in der Türkei verbreiten wollen. Die Zeitung kritisierte „Deutschlands Haltung, alles zu tun, um in der Türkei Ruhe und Ordnung durcheinander“ zu bringen. Die Tatsache, dass die Filme kostenlos seien, zeige die Absicht der Veranstalter; und zwar die Werte und Normen in der türkischen Gesellschaft zu „korrumpieren“.

Konservative Kreise heißen das Verbot willkommen, da LGBTI-Tendenzen gegen die Natur der Menschen und nicht normal seien und deswegen auch nicht so betrachtet werden dürften. Homosexualität ist in der Türkei nicht verboten. Auch LGBTI-Verbände sind legal registriert und nichtsdestotrotz müssen sexuelle Minderheiten tägliche strukturelle Diskriminierung erfahren – ganz abgesehen von Alltagsdiskriminierung. Diese Verbot wird damit legitimiert, dass durch diese Lebensweise die Freiheit von vielen Menschen gestört werde. Erdogan und seine Partei jedoch beschneiden jegliche Freiräume und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen, die nicht in das konservative Weltbild passen. Die LGBTI-Bewegung ist Erdogan, wie viele andere Menschengruppen auch, ein Dorn im Auge und diese Verbote sind eine Normalität in seiner Regierungszeit.

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