Norbert Heckl*
Zahlreiche Ver.di-Fahnen waren zu sehen auf der Kundgebung am 1. September zum Antikriegstag in Stuttgart. Die Veranstalter, DGB Stuttgart und VVN-Bund der Antifaschisten, begrüßten etwa 300 Teilnehmer. Zu ihnen sprachen die stellvertre-tende DGB-Landesvorsitzende Maren Diebel-Ebers, Dieter Lachenmayer für die VVN und eine junge Kollegin vom „Offenen Treffen gegen Krieg und Militarisierung“. Emotionaler Höhepunkt war jedoch die Rede des ehemaligen katholischen Betriebsseelsorgers Paul Schobel. Unter großem Beifall forderte er: „Stoppt diesen Wahnsinn, stoppt die Wahnsinnigen, die ihn verbrochen haben – und zwar sofort. Sofortige Feuerpause, Waffenstillstand und Friedensverhandlungen. Daher muss Schluss damit sein, die Ukraine weiterhin bedingungslos mit Waffen zu fluten.“ Und er sprach auch die Kriegsprofiteure an: “In den Gewerkschaften sind wir gewohnt, hinter die Kulissen zu blicken. Vielleicht dämmert Euch wie mir schon lange ein furchtbarer Verdacht: Wer hat denn Interesse, dass sich der Krieg in die Länge zieht und der Schrecken kein Ende nimmt? Und siehe da: Während in der Ukraine täglich die Sargdeckel zuklappen, knallen in den Rüstungsbuden die Sektkorken.“
Christina Rendler von den DGB-Frauen trug das Friedensgedicht: „Fantasie von Übermorgen“ von Erich Kästner vor. Der Liedermacher Michael Hecht eröffnete die Kundgebung mit dem Lied „Es ist an der Zeit“ von Hannes Wader über die Grauen des 1. Weltkriegs. Den Abschluss bildete das gemeinsam gesungene „Moorsoldaten-Lied“.
Bei der Kundgebung wurde hingewiesen auf den bundesweiten Aktionstag der Friedensbewegung am 1.Oktober. Das Motto: „Keinen Euro für Krieg und Zerstörung! Statt dessen Milliarden für eine soziale, gerechte und ökologische Friedenspolitik! Stoppt den Krieg! Verhandeln statt Schießen!“ Wie in anderen Städten wird auch in Stuttgart eine Demonstration vorbereitet, die um „5 vor 12“ am Bahnhofsvorplatz beginnen und mit einer Kundgebung am Schlossplatz enden wird. Dabei sollen Friedens- und soziale Bewegung zusammengebracht werden, als Teil des vielbeschworenen „Heißen Herbst“. Denn Ukraine-Krieg und die darauf folgende Wirtschafts- und Finanzblockade gegenüber Russland führen weltweit und in unserem Land zu hoher Inflation und Verarmung breiter Bevölkerungskreise. Die soziale Krise wird noch verschärft durch das 100-Mrd-Aufrüstungspaket der Bundesregierung, das von Ver.di abgelehnt wird. Stattdessen ist dieses Geld dringend nötig für eine sozial-ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft, wie es in einem Brief von ver.di-Funktionären an den ver.di-Bundes-vorstand heißt. Friedens- und soziale Bewegungen und die Gewerkschaften müssen zusammen einen „Heißen Herbst“ vorbereiten!
* Stellvertretender Vorsitzender ver.di Stuttgart