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Arbeitsverlust und Reallohnkürzungen treffen vor allem Frauen und Migranten

Dilan Baran

In Krisen zahlt zuallererst die arbeitende Bevölkerung. Das ist auch jetzt der Fall. Arbeiter auf der ganzen Welt zahlen mit Lohnkürzungen, Arbeitsplatzverlusten und Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich.  2020 lösten Maßnahmen gegen die COVID-19 Pandemie einen beispiellosen weltweiten Wirtschaftsabschwung aus. Dies führte zu verheerenden Arbeitsstundenverlusten, die etwa viermal so hoch waren, wie während der globalen Finanzkrise 2008/ 2009. Das zeigt der jüngst erschienene Armutsbericht von Oxfam. Frauen und Minderheiten sind von diesen Ausmaßen am stärksten betroffen.

In Indien beispielsweise war der Anstieg der Arbeitslosenquote zu Beginn der Pandemie für Muslime und Menschen, die benachteiligten Kasten und Stämmen angehören, höher im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen.

Frauen gehen häufiger informeller Arbeit nach

Weltweit verloren 64 Millionen Frauen ihren Arbeitsplatz. Das entsprach mindestens 800 Milliarden Dollar an Einkommen, was den Frauen fehlte und ist doppelt so viel ist wie bei Männern, die während der Pandemie ihren Arbeitsplatz verloren. Die Beschäftigung von Frauen ist gekennzeichnet durch ein viel höheres Maß an Informalität, wie die Arbeit in Teilzeit, als die Beschäftigung von Männern, insbesondere im globalen Süden, was sie anfälliger für Entlassungen macht.

Migranten und ethnische Minderheiten stärker von Armut betroffen

Die Krise bei den Lebenshaltungskosten wird diese Trends noch verschärfen. Die steigende Inflation führt bei vielen Lohnabhängigen zu Reallohnkürzungen.  Frauen und ethnische Minderheiten bzw. migrantische Arbeiter werden auch hiervon am stärksten betroffen sein. In Großbritannien zum Beispiel zeigen Untersuchungen, dass ethnische Minderheiten die Lebenshaltungskostenkrise stärker erleben und von Armut bedroht sind, weil sie vor allem in Berufen tätig sind, die ohnehin unter einem existenzsichernden Lohn liegen.

Und schließlich zeigt der Bericht, wie global der Anteil informeller Arbeit, die vor allem von Frauen ausgeübt wird, schneller anwächst, als die formelle Arbeit. Das führt dazu, dass immer mehr Werktätige, insbesondere Frauen, zu Niedriglöhnen und in ungesicherten Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind.

Es gibt keine Lohn-Preis-Spirale

Neoliberale Mainstream-Ökonomen in der ganzen Welt versuchen trotzdem die Schuld an der Inflation auf steigende Löhne zu schieben. Für den sogenannten Lohn-Preise-Spirale-Effekt gibt es aber zum einen keine Belge, das zeigen Untersuchungen der International Labor Organization (ILO). Zudem zeigen die Ergebnisse des Oxfam Armutsberichts eine gänzlich andere Entwicklung.

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