Written by 20:00 DEUTSCH

Das Verhandlungsergebnis ist inakzeptabel!

AYHAN ZEYTİN*

Knut Giesler, Tarifverhandlungsführer der IG Metall erklärte in einem 10-minütigen Online-Tariftalk über das am 16. Dezember verhandelte Tarifergebnis der Eisen- und Stahlindustrie, dass er „viele positive Reaktionen aus der Tarifkommissionssitzung erhalten“ habe. Die Stimmung in dem Betrieb, in dem wir arbeiten, ist aber ganz anders. Nach Bekanntgabe des Verhandlungsergebnisses gab es in unserer WhatsApp-Gruppe der Vertrauensleute keine positive Nachricht unter den endlosen Nachrichten und Kommentaren. Beim Tarif-Frühstück, das wir am 18. Dezember im Betrieb veranstalteten und bei der Vertrauensleuteversammlung am Folgetag äußerten viele Kollegen, dass sie mit diesem Ergebnis nicht zufrieden sind. Einige Mitglieder aus der Bremer Tarifkommission erklärten, Thyssen-Krupp Betriebsräte hätten versprochen, für diese Tarifrunde eine Inflationsausgleichsprämie rauszuholen. (Wie man etwas versprechen kann, was nicht in unseren Forderungen enthalten war, ist ein separates Diskussionsthema.) Die Kollegen kriegen keine zufriedenstellende Antwort auf die Frage: „Da die Lohnerhöhung um 5,5 Prozent nur für 9 Monate bei 22 Monaten Laufzeit ist, wie viel Prozent haben wir tatsächlich rausgeholt?“ Im Gegenteil hört man die Erklärung: „Der IG-Metall Vorstand wird bei einem Ergebnis von 5,5 Prozent keine Streikabstimmung mehr zulassen.“

Im Online-Tariftalk erklärte Knut Giesler u.a.: „Unser Ziel war es, noch vor Weihnachten ein Ergebnis zu erzielen“. „Ich habe immer gesagt, dass die Inflationsausgleichsprämie Teil der Lösung sein wird“. „Wenn wir ab 2024 eine prozentuale Lohnerhöhung erhalten hätten, hätten wir die Inflationsausgleichsprämie nicht bekommen“. Und „Keine prozentuale Erhöhung bringt 150 Euro Netto“, „Wir werden nach einer Streikabstimmung im neuen Jahr wieder von vorne anfangen“. Knut Giesler erklärte, dass wir bei der Streikabstimmung nicht die nötigen Stimmen der Mitglieder bekommen würden. Woher weiß er das? Um die nötigen Stimmen zu bekommen, muss entsprechend gearbeitet werden. Oder erlaubt die IG-Metall Zentrale tatsächlich keine Streikabstimmung?

Je mehr sie nach Ausreden für sich selbst suchen, desto mehr versinken sie im Sumpf

Die Inflationsausgleichsprämie war in den Forderungen nicht enthalten. Es wurde angenommen, dass die Arbeitgeber diesen Vorschlag einbringen würden, um die prozentuale Forderung zu unterdrücken. In der letzten Tarifrunde wurde festgelegt, dass Einmalbeträge, die nicht tabellenwirksam sind, nicht gefordert werden. Mit „Inflationsausgleichsprämien“ scheint es zwar zunächst einen großen Nettoanstieg im ersten Jahr zu geben, aber ab dem zweiten Jahr und in den anderen Jahren kommt es zu sichtbaren Lohneinbußen. Doch bereits nach der zweiten Verhandlung hatte Giesler erklärt, dass er die Arbeitgeber auf die Inflationsausgleichsprämie angesprochen habe. Mit welchem Recht tat er das, wenn das keine offizielle Forderung war?

Bezüglich der Arbeitszeitverkürzung wurde gegen Ende April in der Presse verkündet, dass „die Arbeitszeitverkürzung und eine Vier-Tage-Woche gefordert wird“. Als Reaktion auf die Kritik, die er später erhielt, weichte Giesler die Forderung mit der Erklärung ein: „Das war ein medialer Gag.“ Es war von 4-Tage-Woche nicht mehr die Rede. Und nicht sofort umsetzen. Es würde Jahre dauern. In seiner letzten Rede im Online-Tariftalk wiederholte Knut Giesler die Drohung ganze drei Mal: „Wenn wir dieses Ergebnis nicht akzeptieren, werden wir nach einer Streikabstimmung im neuen Jahr wieder von vorne anfangen.“

Doch der Kampf ist nichts, wovor man Angst haben muss. Im Gegenteil, er ist eine Frage der Ehre. Erfolgreiche Streiks gab es in der Geschichte zu genüge. Diesen Weg sollten wir einschlagen!

*Betriebsrat ArcelorMittal Bremen

Close