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Die Forderung in der Eisen- und Stahlindustrie wird festgelegt

Am Tag der Drucklegung dieser Ausgabe unserer Zeitung, am Mittwoch dem 6. September, wird die Große Tarifkommission der IG Metall Stahl ihre Forderungen festgelegt haben. Die Verhandlungen beginnen im November und betreffen 68.000 Arbeitnehmer in der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie. Einen Tag später (7. September) wird die Große Tarifkommission für die 8.500 Arbeiter der ostdeutschen Eisen- und Stahlindustrie die Forderungen festlegen. Die Tarifverhandlungen für die 15.000 Stahlarbeiter im Saarland beginnen im Frühjahr 2024.

Mitte April dieses Jahres waren Eisen- und Stahlarbeiter und Mitglieder der Tarifkommission auf dem Weg zur Arbeit für die Morgenschicht, als sie in den Nachrichten hörten, dass die Gewerkschaft die Forderung nach einer 4-Tage-Woche in der Eisen- und Stahlindustrie vorbringen werde. Den Nachrichten zufolge soll die Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich auf 32 Stunden Woche verkürzt werden.

In der Tarifkommissionssitzung Ende April kritisierten die Kommissionsmitglieder den Verhandlungsführer der IG Metall NRW, Knut Giesler, für die Art und Weise, wie er das Thema öffentlich gemacht hat. Die Kommissionsmitglieder hielten die Forderung für richtig und erklärten: „Es ist jedoch nicht richtig, eine Aussage zu machen, als sei eine Entscheidung zu einer Forderung getroffen worden, die noch nicht diskutiert und entschieden wurde.“

MEHR ZEIT FÜR DISKUSSIONEN EINGERÄUMT

Im Vergleich zu anderen Tarifrunden, scheint sich die Zeit für die Findung der Tarifforderungen in diesem Jahr über einen langen Zeitraum zu strecken. Nach Gieslers oben genannter Aussage kam es umgehend zu Diskussionen unter den Arbeitern. Im Juni führte die IG-Metall-Führung eine Umfrage zu Tarifforderungen unter Arbeitern durch.

Nach Angaben der Gewerkschaft nahmen 11.126 Arbeiter an der Umfrage teil. 74 % der Befragten halten eine spürbare prozentuale Lohnsteigerung für sehr wichtig. 75 % wünschen sich eine Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, 85 % die Verlängerung des ATZ-Vertrags und die Verlängerung des Beschäftigungssicherungstarifvertrags. Die Arbeiter warten außerdem auf die Zahlung eines Betrags von 3.000 Euro, der sogenannten „Inflationsausgleichsprämie“. Nach Informationen unserer Zeitung fordern einige Arbeiter bei den Gesprächen in den TKS-Betrieben („Thyssen-Krupp-Stahl“) im Ruhrgebiet unabhängig davon die Forderung der Zahlung von 3.000 Euro außerhalb der Tarifrunde. Zu den eingegangenen Informationen gehört aber auch, dass die Verantwortlichen der IG Metall in der Region dies mit den Worten abgelehnt haben: „So können wir das nicht fordern.“

Ein wichtiger Punkt, der sich in den Diskussionen herauskristallisierte, sind Einmalzahlungen. Die Arbeiter wollen keine Einmalzahlungen, die sich nicht dauerhaft auf den Lohn auswirken. Zu den in unserer Zeitung eingegangenen Informationen gehört, dass die Arbeiter erklärten, die dauerhafte prozentuale Lohnerhöhung wurde aufgrund einer einmaligen Zahlung von 500 Euro in der letzten Tarifrunde niedrig gehalten. Und sie sagen: „Wir wollen uns nicht das gleiche Theater noch einmal anschauen“.

VERHANDLUNGEN KÖNNEN SCHWIERIG SEIN

Die Aufgabe als Sprecher des Eisen- und Stahlverbandes und als Verhandlungsführer hat im April Rainer Blascheck, ArcelorMittal Deutschland-Vertreter (auch ArcelorMittal Bremen und Eisenhüttenstadt Geschäftsführer) von Prof. Dr. Heinz Jörg Fuhrmann aus Salzgitter übernommen. Blascheck gilt in der Branche als „harter Verhandler“.

Blascheck brachte seit seiner Wahl zum Präsidenten des Arbeitgeberverbands Stahl bei jeder Gelegenheit zum Ausdruck, dass die Stahlmonopole viel in den Transformationsprozess investieren müssten. In den kommenden Jahren wird es vor allem darum gehen, die Transformation der deutschen Stahlindustrie gemeinsam mit unserem Tarifpartner und der Politik sozial und sozialpolitisch so zu flankieren, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie trotz der vielfältigen Herausforderungen erhalten bleibt. Auch die Tarifverhandlungen werden unter Blaschecks Präsidentschaft härter erwartet.

Die Tarifverhandlungen in den Geschäftsbereichen Einzelhandel und Außenhandel laufen bereits. Die Tarifrunde für Eisen- und Stahl, die voraussichtlich gegen Ende des Jahres endet, wird diese vielleicht nicht mehr stark beeinflussen. Die Tarifverhandlungen in verschiedenen Geschäftsbereichen im Jahr 2024 aber sicher erheblich.

DIE KOMMISSION DISKUTIERT…

Als die Umfrageergebnisse auf der Sitzung der Großen Tarifkommission am 22. August bekannt gegeben wurden, wurde die Abschlussdiskussion eingeleitet, um die Forderung durch Diskussionen in den Betrieben zu ermitteln. Verhandlungsführer Knut Giesler informierte am 23. August in einem Online Tariftalk Gewerkschaftsmitglieder aus der Sitzung der Tarifkommission. Giesler sagte, dass die Diskussionen und die Forderungen bis zum 5. September in den Betrieben abgeschlossen sein würden und rief alle Arbeiter dazu auf, sich an diesen Diskussionen zu beteiligen. In der Sitzung der Tarifkommission am 6. September werden die Forderungen der Betriebe vorgelegt und diskutiert sowie die Forderungen festgelegt und bekannt gegeben. Am 18. September wird der IG Metall-Vorstand über die Forderung die endgültige Entscheidung treffen. Giesler wies darauf hin, dass die ersten Verhandlungen Mitte November stattfinden werden, und gab außerdem bekannt, dass im Oktober Veranstaltungen in allen Betrieben stattfinden werden.

NL Bremen/Duisburg


Die Forderungen in Bremen sind festgelegt

Ayhan Zeytin (Betriebsrat bei ArcelorMittal Bremen)

Im Online-Tariftalk am 23. August, an dem ich auch teilnahm, gab Knut Giesler nicht nur Informationen aus der Sitzung der Tarifkommission bekannt, sondern äußerte auch seine eigenen Gedanken zu einigen Themen.

Der Betrag von 3.000 €, die sogenannte Inflationsausgleichsprämie, wird nicht in den Forderungskatalog aufgenommen. Der Grund liegt darin, dass dieser Vorschlag ohnehin aus dem Kapitalsektor kommen wird. Sowohl ich als auch die Mehrheit der Mitarbeiter im Bremer Werk finden diese Idee positiv.

Aber er hat zu einigen Themen Erklärungen abgegeben, dass man nur denken kann, das kann er doch nicht ernst meinen! So bezeichnete er Mitte April seine Forderung nach einer 4-Tage-Woche, die 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich beinhaltet, lediglich als „medialen Gag“.
Darüber hinaus bedeute es nicht, dass die Forderung bei dieser Tarifrunde gestellt und sie sofort akzeptiert und umgesetzt wird. Er sagte, es sei zu berücksichtigen, dass sich die Umsetzung über mehrere Jahre strecken werde.

Laut Giesler „wäre es ein gutes Ergebnis, wenn wir in diesem Jahr in Bezug auf das Gesamtvolumen ein Ergebnis nahe der letztjährigen Vereinbarung (6,5 %) erzielen würden.“ Angesichts der hohen Inflation fordern Arbeiter, dass die Reallöhne spürbar steigen und die Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich verkürzt werden. Allein das Volumen dieser beiden Forderungen ist zwei- bis dreimal so groß, wie Gieslers Vorstellungen. Schon dies zeigt, dass dieser Tarifrunde sehr schwierig sein wird.

ARBEITER UND DIE VERTRAUENSLEUTE DENKEN ANDERS

Bei unserer Vertrauensleute-Sitzung am 25. August kam es zu sehr hitzigen Diskussionen. Nach der Sitzung führten wir Gespräche unter den Arbeitern in allen Teilen des Betriebes und am 31. August trafen wir uns erneut als Vertrauensleute. Auch hier haben wir in sehr hitzigen Diskussionen die Bremer Forderungen festgelegt:

1 – Lohnforderung zwischen 9-10%

2 – Verkürzung der Arbeitszeit, die 4-Tage-Woche, 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich

3 – Verlängerung des Altersteilzeit (ATZ) und Beschäftigungssicherungstarifvertrags

4 – Festlegung eines Zusatzbetrags für Niedriglohngruppen

5 – 200 € für Auszubildende

Es wurde ausdrücklich betont, dass die Laufzeit nur 12 Monate sein darf. So zumindest wollen wir in den Arbeitskampf gehen!

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