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Die schönsten Worte sind nichts wert, wenn keine Taten folgen

Tugba Bakirci

Am 14. Dezember wurden die zwei jungen Frauen, Nadia Murad (23 Jahre) und Lamija Adschi (18 Jahre), im Europäischen Parlament mit dem Sacharow-Preis geehrt. Der Sacharow-Preis wurde nach dem sowjetischen Atomphysiker und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow benannt und wird an Menschen oder Organisationen verliehen, die sich gezielt für Menschenrechte und Meinungsfreiheit einsetzen. Für den diesjährigen Sacharow-Preis waren neben den zwei jungen Frauen auch Can Dündar, der nun ebenfalls in Deutschland im Exil lebt und Mustafa Dschemilew, nominiert. Der Sacharow Preis wurde im Jahre 1988 erstmals an Nelson Mandela vergeben.

Der Präsident des Parlaments, Martin Schulz (SPD), übergab den zwei Jesidinnen den Preis für geistige Freiheit 2016. Für einen kurzen Moment war ein Lächeln auf den Gesichtern der beiden Frauen zu sehen, dann fingen sie an, ihre Geschichte zu erzählen. Nadia und Lamija gehören zu den wenigen, die sich selbst vor dem „Islamischen Staat“ retten konnten. Bei ihrer Rede im Europäischen Parlament machten sie darauf aufmerksam, dass noch immer über 3500 Kinder und Frauen als Sklaven gehalten werden und tagtäglich Folter und Leid erleben müssen.

2014 stürmte der IS in ihre Dörfer und brachte alle Männer und Alte um. Auch die Eltern und Verwandten der beiden Frauen wurden ermordet. Nadia und Lamija wurden wie viele andere Kinder und junge Frauen verschleppt, verkauft und anschließend versklavt. Sie wurden als Sexsklavinnen ausgebeutet und missbraucht. Lamija erzählte, dass sie vier Mal an Männer verkauft wurde. Erst Monate später konnten sich die jungen Frauen retten. Nun engagieren sich beide hier in Deutschland für die jesidische Gemeinschaft und erheben ihre Stimme. „Meine Geschichte zu erzählen und den Schrecken erneut zu durchleben, ist keine einfache Aufgabe, aber die Welt muss es wissen.“ fügt Nadia in ihrer Rede hinzu. Die Frauen erzählen, trotz traumatischer Erlebnisse, von all dem, was ihnen widerfahren ist und machen auf das Schicksal der Frauen, die von den IS-Milizen versklavt und gefoltert werden, aufmerksam. Ihr Engagement erklärt Nadia, gelte nicht nur dem eigenen Volk, sondern jeder Minderheit, deren Lebenswille auf diese Art und Weise gebrochen werden solle. Denn die beiden wissen ganz genau, dass den Menschen geholfen werden muss. In ihrer Rede stellen sie gezielt klare Forderungen an das Europäische Parlament. Beschämend und abstoßend finden sie auch, dass demokratische Gemeinschaften wie die Europäische Union sich manchmal weigern, Verfolgten Schutz zu gewähren.

Im Irak sind heute noch immer über 500.000 Jesidinnen und Jesiden, die von dem IS verfolgt werden. Es ist ein Völkermord, welches nicht nur das Morden, sondern auch die Versklavung von Frauen umfasse. Durch das Engagement der zwei starken jungen Frauen fühle sich das Europäische Parlament verpflichtet, einzugreifen. Bei der Preisverleihung bittet Nadia alle Anwesenden ihr zu versprechen, so etwas nie wieder zuzulassen. Präsident Schulz versprach den Frauen, dass sie dies in die Tat umsetzen würden. Um den Frauen gerecht zu werden, müssen nun nach der Ehrung auch umgehend Taten folgen.

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