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Gewaltige Ungleichheit

Barış Dönmez

Der jährliche Oxfam-Bericht zur Sozialen Ungleichheit zeigt, wie sich die soziale Ungleichheit im 2. Jahr in Folge mit der Corona-Pandemie verschärft hat. Rekordgewinne von großen Konzernen und Milliardären auf der einen Seite und zunehmende Armut auf der anderen Seite. Eine wichtige Frage wird aufgeworfen: Wie viel Vermögen sollten die Reichen tatsächlich besitzen dürfen, wenn die Ärmsten der Welt nicht einmal genug zum Leben haben?

Der Bericht von 2021, der am  16. Januar 2023 veröffentlicht wurde, zeigt auf, dass die reichsten 1% der Weltbevölkerung mehr Besitz haben, als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen. Im Jahr 2020 besaßen z.B. die reichsten 2153 Menschen allein (weniger als 0,00000027 %) genauso viel Vermögen, wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung..

Diese Entwicklung sei kein Zufall, die Ursache dafür liege in unserem Wirtschaftssystem und sei die Folge struktureller Macht- und Eigentumsverhältnisse, so der Bericht. Denn wenn Profite der Konzerne und ihrer Eigentümer mehr zählen als der Schutz von Menschenrechten und des Planeten, wenn medizinische Behandlung und gesunde Ernährung eine Sache des Geldes ist und wenn Arbeitsbedingungen krank machen, erfahren Menschen eben auch Gewalt. In so einem System wundert es auch nicht, dass es einige gibt, die von der Pandemie und dem Leid der Mehrheit profitieren.

Der Bericht enthält unglaublich viele Informationen und Fakten, die die aktuelle weltweite Lage der sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheit verdeutlichen. Dabei gibt es global nicht nur enorme soziale und wirtschaftliche Ungleichheit zwischen den Ländern, sondern auch innerhalb von Ländern in ihren Bevölkerungen.

Auffällig ist außerdem, dass sich die soziale und wirtschaftliche Ungleichheit mit der Corona-Pandemie deutlich verschärft hat. Arbeiter:innen, besonders Frauen und ethnische Minderheiten wurden von ihr härter getroffen. Während die reichsten 1% der Menschen ihr Vermögen in den letzten Jahren um mehr als 14 Billionen US-Dollar erhöht haben, hat die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung mehr als eine Billion US-Dollar ihres Vermögens verloren. Seit 1995 haben die reichsten 1% der Weltbevölkerung fast 20-mal mehr Vermögen anhäufen können als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.

In dem Bericht wird aufgezeigt, dass es in der Geschichte der Menschheit noch nie ein so schnelles Vermögenswachstum gab, wie das der Milliardäre in der Pandemie. Diese konnten von 2019 bis 2021 ihr Vermögen um mehr als 50% (!) vermehren, während das weltweite Vermögen insgesamt um nur 1% gewachsen ist. So wundert es nicht, dass in der Pandemie der Markt für Superyachten einen Rekordzuwachs erzielt hat und Milliardäre mit den Weltraum-Reisen begonnen haben.

Diese Zahlen spiegeln sich auch in Deutschland wider. Der Oxfam-Bericht betont, dass hier im Vergleich zu anderen EU-Ländern und den OECD-Ländern eine stärkere und ungleiche Vermögenskonzentration zugelassen wird. Allein die reichsten 10 Personen der Deutschen haben ihr Vermögen seit Beginn der Pandemie von 144 Milliarden auf 256 Milliarden US-Dollar gesteigert, was einen Zuwachs von 78% bedeutet. Dieser Gewinn entspricht annähernd dem Gesamtvermögen der ärmeren 40%, also dem Gesamtvermögen von 33 Millionen Deutschen. Auch die Armutsquote erreicht in Deutschland einen Höchststand mit 16,1%, was bedeutet, dass nun 13,4 Millionen Menschen in Deutschland in Armut leben. Unter ihnen überdurchschnittlich viele Frauen und Kinder.

Insgesamt zeigt der Oxfam-Bericht  erneut auf, dass die wirtschaftliche Ungleichheit weltweit ein dringendes Problem darstellt, das unbedingt bekämpft werden muss. Oxfam betont, dass es ein grundlegend anderes, deutlich gerechteres Wirtschaftssystem brauche, in dem alle einen fairen Beitrag leisten und indem das Gemeinwohl mehr zählt als die Profitmaximierung um jeden Preis. Ansonsten gefährde die wachsende Ungerechtigkeit nicht nur die Zukunft unseres Planeten, sondern auch den sozialen Frieden.

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