Bei der Oscarverleihung am 12. März wurde der deutsche Film „Im Westen nichts Neues“ mit vier Trophäen ausgezeichnet. Neben eher technischen Kategorien, wie beste Kamera oder bestes Szenenbild auch mit dem begehrten Preis für den besten internationalen Film. Der deutsche Film ist eine Adaption des gleichnamigen Antikriegsromans von Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1929.
Die Schrecken des Kriegs
Sowohl der Film als auch der Roman beschreiben den Schrecken des Ersten Weltkriegs aus der Perspektive des jungen Protagonisten Paul Bäumer. Begeistert von den patriotischen Reden seines Lehrers beschließen der junge Mann und seine Freunde sich für die Front zu melden. Dort müssen sie bald feststellen, dass der Krieg nichts mit den verklärten und romantisierten Bildern, die ihr Lehrer gezeichnet hatte, zu tun hat. Neben der ständigen Gewalt, der Angst vor dem Tod und den Terror durch Vorgesetzte, erlebt Paul nach und nach, wie seine Freunde im Krieg getötet werden.
Remarques Roman gilt heute als eins der bedeutendsten Antikriegswerke unserer Zeit. Nicht nur beschreibt er, wie junge Menschen, getäuscht von einem angeblichen Patriotismus und höherem Ziel, in den Tod geschickt werden, sondern auch, anhand eines Zusammentreffens von Paul mit russischen Soldaten, dass die „gegnerischen“ Soldaten die gleiche Not teilen, was zu einem versöhnlichen Moment führt. Denn egal unter welcher Flagge sie in den Krieg ziehen, schlussendlich sind sie die Verlierer.
Verdrehte Welt
Dass sich ausgerechnet deutsche Politiker über den Oscargewinn des Films überschlagen, ist im Angesicht ihrer aktuellen Politik mehr als zynisch. Wie Tatsachen verdreht werden können, zeigen sie hier ganz deutlich. So gratulierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den Filmemachern und schrieb auf Twitter, es sei „gerade in dieser schwierigen Zeit unmissverständlich, wie furchtbar und unmenschlich Krieg ist“. Claudia Roth (Grüne) war als Kulturstaatsministerin ebenfalls nach Los Angeles zur Verleihung gereist und lob den Film, da er „einen Krieg in Europa in all seiner Grausamkeit und Brutalität beleuchtet, der gegenwärtig wieder mitten in Europa tobt“.
Natürlich ist der Film im Angesicht des Kriegs in der Ukraine noch umso aktueller, doch dass die gleichen Kriegstreiber der SPD und der Grünen einerseits vom Schrecken des Krieges sprechen und andererseits immer weiter Waffen ins Kriegsgebiet schicken, ist heuchlerisch. Erich Maria Remarques Roman ist eine eindeutige Positionierung gegen Krieg und zeigt, dass die arbeitende Klasse, die in jedem Krieg an die Front geschickt wird, kein Interesse am Krieg hat, weil sie als erste darin sterben. Remarques Roman wurde von den Hitler-Faschisten verboten, er selbst musste ins Exil in die Schweiz fliehen. Ihm wurde die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt und auch nach Ende des Kriegs nicht zurückgegeben. Remarque kehrte nie nach Deutschland zurück. Diejenigen, die große Töne spucken und Kriege anzetteln oder durch Waffenlieferungen die Eskalation immer weiter vorantreiben, ziehen selbst bekanntlich nicht in den Krieg. Doch die Doppelmoral und Verdrehung der Kriegspolitik zu einer angeblichen „Rettung der Demokratie“ ist schließlich im Westen nichts Neues.