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In die JAV, für gute Ausbildung!

In vielen Betrieben laufen seit Oktober 2022 die Wahlen zur Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV). Die JAV ist die Interessensvertretung von jungen Beschäftigten, Auszubildenden und dual Studierenden, im Ausbildungsbetrieb. Als 069Azubis sind wir eine Gruppe von Azubis, die sich aktiv in Betrieben organisiert hat für gute Ausbildungsbedingungen und gegen Rassismus sowie Spaltung. Wir kandidierten für die JAV, wurden gewählt und gestalten nun aktiv in unseren Betrieben mit. In verschiedenen Industriebranchen in Frankfurt sind wir organisiert.

Es gibt eigentlich keinen besseren Zeitpunkt über die JAV zu sprechen, als jetzt. Denn 32,8 Prozent aller Auszubildenden müssen laut dem DGB Ausbildungsreport Überstunden leisten, teilweise sogar ohne Freizeitausgleich. Das ist offensichtlich ein Verstoß gegen das Berufsausbildungsgesetz. Außerdem gaben 11,6 Prozent der Befragten an, dass entweder „selten“ oder „nie“ ein Ausbilder zur Verfügung steht. Des Weiteren kriegen wir als Auszubildende Arbeitsvorgänge nicht zufriedenstellend erklärt. Auch ausbildungsfremde Tätigkeiten, also Tätigkeiten die nicht im Sinne des Ausbildungsberuf sind, häufen sich an. Auch wenn hier immer wieder von Ausbildungsbetrieben erklärt wird, dass dies zur Ausbildung dazugehöre und jeder Mal Tätigkeiten ungern macht, stehen wir dem konsequent entgegen.

Außerdem haben mehr als ein Drittel der Befragten Auszubildenden keinen betrieblichen Ausbildungsplan, also wissen sie nicht, welche Tätigkeiten sie erlernen sollen und wie sie eingesetzt werden sollen. Alleine anhand dieser Befragung zeigt sich, dass wir als Auszubildende dem aktiv entgegenwirken müssen, für eine gute Ausbildung.

Kämpfe an Berufsschulen und in Betrieben zahlen sich aus!

Als arbeitende Jugend sind wir momentan nicht zufrieden mit dieser Situation. Doch wir haben gemeinsame Probleme, die wir alleine als Einzelpersonen nicht lösen können. Es benötigt in den Betrieben den organisierten Druck der jungen Beschäftigten, Auszubildenden und dual Studierenden. Das beste Beispiel dafür, warum wir uns organisieren sollten, sind die aktuellen Tarifabschlüsse. In der Metall- und Elektroindustrie haben wir gesehen, wie wir als Jugend ganz vorne mit dabei waren, aber dann beim Tarifabschluss nicht berücksichtigt wurden. Während es für Beschäftigte eine Inflationsausgleichsprämie von zweimal jeweils 1500 Euro gibt, bekommen Auszubildende nur zweimal 550 Euro. Das ist nicht mal die Hälfte von dem, was die ausgelernten Beschäftigten bekommen. Es ist schlicht und einfach an der Lebensrealität von uns Auszubildenden vorbei. Denn gerade wir sind es, die von steigenden Preisen an der Tankstelle, im Supermarkt und in der Freizeit stark betroffen sind.

Doch an der schlechten Ausbildungssituation und an den unzureichenden Tarifabschlüssen können nur wir gemeinsam etwas ändern. Die Jugend- und Auszubildendenvertretung ist hier die Interessensvertretung im Betrieb, doch auch die JAV alleine kann nichts ändern. Es braucht unseren Druck von unten in den Gewerkschaften und im Betrieb. Der gemeinsame Kampf als arbeitende Jugend kann und wird erfolgreich sein, wenn wir uns zusammenschließen und unsere Interessen in die eigene Hand nehmen.

Du denkst dir jetzt wahrscheinlich: Es wird sich eh nichts ändern?!

Viele unserer Kolleginnen und Kollegen dachten genauso. Doch inzwischen können wir sagen, dass wir gemeinsam mit ihnen den Kampf für gute Arbeits- und Lebensbedingungen gestärkt haben. Wir möchten aus unserem Betrieb ein Beispiel geben:

Wie jedes Jahr stehen Übernahmegespräche an. Das heißt es wird besprochen, wo Azubis nach ihrer Ausbildung hinkommen und welche Tätigkeiten wir nach unserer Ausbildung machen.

Die Ausbildungsleitung nimmt den kürzesten Weg und möchte schnell alle an das Band schicken. Denn dort werden Leute gesucht, aber keine gefunden. Wir allerdings möchten etwas mit unserem Beruf zu tun haben. Und am Band arbeiten hat sicherlich nichts mit einer dreijährigen Ausbildung in der Industrie zu tun.

Also haben wir uns gewehrt. Es wurden verschiedene Gespräche geführt. Mit der Ausbildungsleitung und mit dem Betriebsrat. Und wir haben zwar uns noch nicht sicher durchgesetzt. Aber es wurde ein sehr großer Schritt hingesetzt. Wir sind inzwischen in einer Abteilung, die mit unserem Beruf zu tun hat und auch zahlreiche Stellen ausgeschrieben sind.

Das mag für manche keine nennenswerte Entwicklung sein, für uns aber, die seit 2 Jahren kaum eine Tätigkeit gemacht haben, die mit ihrer Ausbildung zu tun hat, ist das ein sehr großer Schritt.

Es ist ein großer Schritt in Richtung gute Ausbildungsqualität und einer fachgerechten Übernahme. Wenn wir also die Welt im Kleinen, in unseren Betrieben, verändern können, dann können wir auch diese Welt verändern. Doch nur gemeinsam. Lasst uns gemeinsam die Chancen in den Gremien im Betrieb, aber auch in den Gewerkschaften nutzen und unsere Stimme erheben für eine lebenswerte Zukunft.

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