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Journalismus von der Jugend für die Jugend – die „Lautschrift“

Sedat Kaya

Seit fast einem Jahr erscheint in Hamburg die „Lautschrift“ – die Zeitschrift des Internationalen Jugendverein Hamburg (IJV). Obwohl die erste Ausgabe noch nicht lange her ist, hat sich die „Lautschrift“ bereits zu einer gut gefüllten und professionell gestalteten Zeitschrift entwickelt, die sich mit dem politischen und kulturellen Leben der Jugend befasst und inzwischen eine Leserschaft auch über die Stadtgrenzen von Hamburg hinaus gewinnen konnte. Wir haben mit Jara Hamdorf (21 Jahre), Mitglied des IJV und der Redaktion der „Lautschrift“, über die Zeitschrift gesprochen

Kannst du uns etwas zu den Anfängen der Zeitschrift sagen: aus welchem Bedürfnis heraus ist sie entstanden? Wie war der Weg zur ersten Ausgabe?

Die Zeitung „Lautschrift“ ist ursprünglich entstanden, um ein Medium an der Uni Hamburg zu haben. Wir wollten unseren Inhalten innerhalb der Uni einen Platz geben. Keiner von uns hatte redaktionelle Erfahrung, wir haben uns einfach zusammengesetzt und überlegt: Worüber könnten wir schreiben? Was passiert gerade Wichtiges? Die Inhalte waren dann natürlich sehr auf die Uni bezogen. Das Layout haben wir gebastelt und dann gescannt, alles war sehr holprig. Als wir die Ausgabe das erste Mal in der Hand hatten, war das ein sehr tolles Gefühl, weil wir gemerkt haben, dass es möglich ist, eine eigene Zeitschrift herauszugeben.

Die „Lautschrift“ behandelt nicht mehr nur hochschulpolitische Themen, sondern ist sowohl im Umfang als auch am Inhalt gewachsen. Welche Prozesse hat die Zeitschrift durchgemacht? 

Der wichtigste Schritt war für uns, zu sagen, dass wir die Zeitschrift auch außerhalb der Uni veröffentlichen wollen. Das entstand daraus, dass wir gemerkt haben, wie viel Aufwand so eine Veröffentlichung ist und dass wir noch viel mehr Menschen erreichen könnten. Als das klar war, haben wir natürlich auch unsere Inhalte erweitert. Wir haben begonnen, Themenausgaben zu machen, wie beispielsweise zum Thema Wohnungsnot. Diese Ausgabe ist im Rahmen unserer Kampagne entstanden, in der wir unter anderem auch einen Kinoabend zu dem Thema gemacht und für den Housing Action Day mobilisiert haben. Während die Artikel anfangs vor allem in der Redaktion geschrieben wurden, wird das jetzt auch von vielen Mitgliedern übernommen, während die Redaktion für die Organisation und die inhaltliche Qualität mehr Verantwortung übernimmt. Dadurch konnten wir auch unsere Inhalte erweitern und die Artikel besser und fundierter schreiben. Es ergaben sich auch verschiedene Formate, wir haben Leute aus politischen Organisationen, Bewegungen, Gewerkschaften und so weiter kontaktiert und Interviews geführt, uns im Layout ausprobiert. Ich glaube, aus jeder Ausgabe nehmen wir sehr viel neues mit, weil immer neue Hindernisse auftreten. Wir stehen als Redaktion jedes Mal vor vielen Fragen: Ist der Text über die Vermögensverwaltung verständlich? Decken wir genug Themen ab? Wie stehen wir eigentlich zur Frauenquote?

Um mit diesen Hürden umzugehen ist es für uns sehr wichtig, uns oft zusammenzusetzten und unsere Arbeit zu reflektieren. Wir probieren immer wieder Dinge aus, zuletzt haben wir zum Beispiel Rubriken eingeführt, damit wir einen Überblick über unsere Themenvielfalt bekommen. Generell schreiben wir viel über aktuelle politische Ereignisse, zuletzt zum Beispiel über die Opposition in Belarus oder den NSU 2.0. Wir führen auch oft Interviews mit Gruppen oder Personen, denen wir eine Plattform bieten möchten, weil wir sie für wichtig erachten. In unserer neuen Ausgabe waren das beispielsweise die Seebrücke, Fridays for Future und mit einem Azubi über die Gewerkschaft IG Bau. Generell möchten wir uns auf politische Fragen konzentrieren, die besonders für uns als Jugendliche wichtig sind. Wir möchten gegen Spaltung, Krieg und Ausbeutung und für eine bessere Zukunft kämpfen. Dafür ist es wichtig, sich auch mit diesen Themen auseinanderzusetzen, Positionen zu erarbeiten und diese zu verbreiten. Mit der Zeitschrift haben wir dafür ein Medium.

Die Zeitschrift versteht sich als Publikation des IJV. Welche Rolle kann eine derartige Publikation überhaupt in der politischen Arbeit spielen?

Die Lautschrift ist das wichtigste Organ innerhalb unseres Vereins. Zum einen definieren wir, welche Themen wichtig für uns sind und zu welchen Themen wir einen Standpunkt beziehen wollen. Das geht Hand in Hand mit unserer restlichen politischen Arbeit im Verein: Wir unterstützen die Arbeitskämpfe im öffentlichen Dienst, dann führen wir Interviews mit Azubis und schreiben darüber. Das tragen wir ja so nach außen, viele Leute lernen uns über die Lautschrift kennen. Zum anderen bilden wir uns auch selber weiter. Um einen Artikel schreiben zu können und sich eine Meinung zu bilden, gehört viel Recherchearbeit. Und wenn man beispielsweise ein Interview führt, knüpft man neue Kontakte, das ist für die Arbeit des Vereins natürlich auch sehr wichtig. Generell sehen wir in Hamburg konkret einen Mangel an solchen Medien für junge Leute, die fortschrittliche Inhalte vermitteln, zugänglich sind und eine gewissen Vielfalt und Qualität haben. Wir denken, dass die Lautschrift als Publikation des Vereins da eine Lücke füllen kann.

Wie geht es weiter mit der Zeitschrift? Welche Aufgaben stehen an?

In Zukunft möchten wir uns noch mehr professionalisieren. Zum Beispiel werden wir bald einen Redaktions- und Schreibworkshop machen, um die redaktionelle Arbeit besser zu organisieren und den Autorinnen und Autoren ein gutes Feedback geben zu können. Und wir möchten natürlich unsere Leserschaft noch erweitern und regelmäßige Lesertreffen veranstalten. Außerdem möchten wir die Lautschrift noch mehr in unsere Arbeit integrieren, das versuchen wir zum Beispiel gerade mit unserer aktuellen Ausgabe, die im Rahmen unserer Arbeitskampfkampagne entstanden ist. Allgemein versuchen wir immer, noch bessere Ausgaben zu erarbeiten, noch bessere Artikel zu schreiben und damit noch mehr Menschen anzusprechen und zu erreichen. Die erste Ausgabe vor einem Jahr war eher eine Broschüre, die hatte A5-Format und war nur für Studierende gedacht. Die letzte Ausgabe hat 40 Seiten auf A4, ist professioneller und deckt viele verschiedene Themen ab. Das ist alles ein Prozess, der immer weitergeht, und wir sind auf einem ganz guten Weg.

Das Lautschrift-Abo kostet 12€ im Jahr. Einfach eine Mail an: ijv_hamburg@gmx.de

 

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