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Kampf ums Wilhelmsburger Krankenhaus geht weiter

9453 Menschen haben die Forderungen nach dem Erhalt des einzigen Krankenhauses von Hamburgs flächengrößtem Stadtteil Wilhelmsburg, dem Krankenhaus Groß-Sand als einem leistungsfähigen Krankenhaus der Grund- und Notfallversorgung und einem Erhalt der Pflegeschule unterschrieben.

Die Pflegeschule hatte am 29. September ihren letzten Tag, dann wurden die Tore geschlossen. Am selben Tag demonstrierten 500 Menschen auf der Straße gegen diese für viele unverständliche Entscheidung.

„Wir sind in Wilhelmsburg sowieso schon ein abgehängter Stadtteil“, sagt Sydney K., 23, in Wilhelmburg aufgewachsen. „Das man uns jetzt noch die einzige Pflegeschule im Süden und das einzige Krankenhaus im Stadtteil nimmt ist quasi die Spitze des Eisberges“.

Der kirchliche Träger begründete ihre Entscheidung mit finanziellen Schwierigkeiten, die durch das neue Pflegeberufegesetz und die zunehmende Digitalisierung entstanden seien. Die Antwort auf eine Senatsanfrage der Linken zeigte allerdings, dass womöglich doch andere Gründe dahinter stecken.

„Unsere Anfrage zeigt, dass die Kosten der generalisierten Ausbildung vollständig vom Ausbildungsfonds getragen werden. Für die Digitalisierung stehen durch den Pakt für Digitalisierung ebenfalls ausreichende Mittel zur Verfügung“, sagt Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Hamburger Linken. Die Argumentation des Bistums ist in allen Punkten widerlegt.“

Deshalb glaubt auch niemand daran, dass das Bemühen zumindest das Krankenhaus mit allen Kräften zu erhalten, umgesetzt wird. „Das Erzbistum will sich ja von allen Ansgar-Krankenhäusern trennen“, äußerte sich am Tag der Demo Manuel Humburg gegenüber der taz. Die besondere Problematik bei Groß-Sand sei, dass es am schwierigsten zu vermarkten ist: „Bisherige Interessenten der Ansgar-Gruppe empfinden wohl alle Krankenhäuser als wirtschaftlich attraktiv, nur das unsrige in Wilhelmsburg nicht. Daher versucht das Erzbistum, Groß-Sand „gesundzuschrumpfen“ – also das ist jetzt meine Interpretation der Dinge. Es erscheint mir wie ein verzweifelter Versuch, das Krankenhaus marktgerecht umzubauen.“

Diese gesammelten Unterschriften sollen nun durch eine Delegation an den Hamburger Senat und das Erzbistum überreicht werden.

Weil es im Hamburger Süden eine deutliche Unterversorgung an Krankenhäusern gibt. Außerdem wächst die Bevölkerung auf der Elbinsel, für diese Menschen bietet Groß-Sand eine schnell erreichbare Grund- und Notfallversorgung. 

Die Initiative „Groß-Sand-Bleibt“ und die Azubi-Initiative „Pflegeschule bleibt“ haben gute Stadtteilarbeit geleistet. In vielen Laden- und Wohnhausfenstern hängt das Plakat mit Demoaufruf, in fast allen Geschäften lag eine Unterschriftenliste aus.

Auch die Betriebe auf der Veddel und in Wilhelmsburg sind froh, wenn sie für diese medizinische Versorgung nicht die Insel verlassen müssen, denn die Beschäftigten in den angrenzenden Betrieben leisten teilweise gefährliche Arbeiten.

12 Betriebsräte der großen Firmen auf der Elbinsel haben eine eigenständige Stellungnahme verfasst. Und die Unterschriften, die für den Erhalt Groß-Sands gesammelt wurden, bestehen zu einem großen Teil aus Namen, die mit den Betrieben in Verbindung gesetzt werden können.

Unterstützung kommt auch vom Hamburger Linken Bundestagsabgeordneten Fabio de Masi per Videobotschaft aus Berlin: „Die Menschen in Wilhelmsburg haben ein niedriges Einkommen, werden häufiger krank, sind vielen Umweltbelastungen ausgesetzt und jetzt soll auch noch das Krankenhaus Groß-Sand dicht machen, dass eine hervorragende Pflegeschule hat…deshalb ist es gut, dass viele Menschen auf die Straße gehen wollen.“

Mit der Unterschriftenkampagne und der Demo ist der Ball nun erst einmal wieder beim Erzbistum und dem Senat. Die Wilhelmsburger Initiativen bleiben wachsam und wollen wieder personenstark protestieren.

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