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Kreative Ideen und kämpferische Organisationen sind nach wie vor wichtig

A. Cihan Soylu

In einer Garnfabrik in Zonguldak-Alaplı wurden 15 Arbeiter positiv auf Covid-19 getestet. In wie vielen Dutzenden anderen Betrieben ähnliche Fälle stattfanden, wie viele Arbeiter daran starben, ist nicht bekannt. In den 1970er Jahren rief in Italien die revisionistische Partei zu einem Streik auf, um gegen einen tödlichen Arbeitsunfall zu protestieren. 10 Mio. Arbeiter beteiligten sich daran. Heute ist mit so einer Sensibilität nicht zu rechnen. Vielmehr wird in den Medien von Demonstrationen von Trump-Anhängern in den USA, von rassistischen Neonazis in Deutschland oder anderen staatlich gelenkten Banden in anderen Ländern als „Ruf nach Freiheit“ berichtet. Allerdings weisen produktive Aktivitäten des Menschen, die die Geschichte zu ändern vermögen, eine Besonderheit auf, die sie zu etwas Außergewöhnlichem macht. Der Alltagskampf ist vielfältig, unberechenbar und beständig – auf persönlicher Ebene genauso wie auf gesellschaftlicher.

Jene mobilisierende produktive Aktivität, also die Kreativität der Werktätigen unterscheidet sich in jeglicher Hinsicht von den Aktionen der rechten Pseudo-Freiheitskämpfer. Und deshalb wird sie dafür sorgen, dass zwangsläufig kreative Ideen, Wege und Methoden gegen den Ausbeutungsmechanismus entwickelt werden. Wenn der Mob mit Aktionen auf die Straße geht, werden sich die Werktätigen auch auf die Straße wagen, um für die Lösung lebenswichtiger Fragen einzutreten. Denn weder haben kreative Ideen an Bedeutung verloren, noch ist der Bedarf an kämpferischen Organisationen aufgehoben. Vielmehr ist er heute stärker denn je.

Schließlich sterben täglich Mitarbeiter im Gesundheitsdienst, Menschen in Armenvierteln und Arbeiter in den Betrieben. Nicht nur die Zahl der so genannten „Fälle“, sondern auch der Todesopfer hat die Millionengrenze erreicht. Das Problem ist nach wie vor da. Und natürlich dann die „Fälle“, die im Zusammenhang damit stehen: Täglich sehen wir TV-Berichte, dass Polizisten wegen angeblicher Verstöße gegen Ausgangssperren Menschen bis in ihre Wohnungen verfolgen. Die Herrschenden statten den Staat mit Vollmachten aus, mit denen den Menschen das Leben erschwert wird. Oppositionelle Gruppen, Parteien, Vereine und Gewerkschaften werden zum Feind erklärt, was längst Teil der bürgerlichen Regierungstradition geworden ist. Verunglimpfung und Beseitigung von Gegnern soll im Interesse der Nation sein, was ihnen niemand mehr abnimmt.

In solchen Situationen war es stets nützlich, aus der Geschichte zu lernen. Revolutionäre Erklärungsmuster, entschlossener Widerstand und kreativer Fleiß weisen uns den Weg aus der scheinbaren Ausweglosigkeit.

Es ist unmöglich, zu überhören und zu übersehen, dass eine Gruppe von Oligarchen gerade dabei ist, ein Repressionssystem gegen jegliche Opposition aufzubauen. Mit diesem System möchte sie selbst die bürgerliche Opposition ausschalten, die sich im Rahmen des Systems bewegt. Denn für sie geht es um „Leben und Tod“.  Wer vom Gegenteil überzeugt ist, wird am Ende erkennen, dass er sich schwer getäuscht hat. Sie müssen sich viel stärker für den gemeinsamen Kampf von Arbeitern und Gewerkschaften einsetzen. Denn das Leben und dieser Kampf gingen auch angesichts von Kriegen, Krankheiten und „Naturkatastrophen“ stets ununterbrochen weiter. Daran wird sich nichts ändern.  Arbeiter, Werktätige und junge revolutionäre Köpfe haben heute mehr denn je Zeit und sicherlich auch die Möglichkeiten, um kreative Ideen zu entwickeln, sich den Zwängen der ihnen aufgesetzten Denkmustern zu widersetzen und die Grenzen der Gedankenwelt und ihren Aktionsradius zu erweitern.

Wenn die militanten Kräfte der Palastmacht offen verkünden, ihre Morddrohungen in die Tat umzusetzen, machen sie umso deutlicher, wie lebenswichtig eine organisierte Kraft gegen die kapitalistischen Verbrechen und die bürgerliche Diktatur ist. Sollen sich die CHP-Führung und andere mit Debatten über die angebrachte Form einer politischen Opposition die Zeit verplempern, die zu lösende Frage liegt auf der Hand: Oppositionell zu sein und der Kampf dürfen nicht auf Wahlen und Parlament eingeschränkt werden, wenn die Repression und Verbote beendet werden sollen. Wer das Gegenteil predigt, ist für ihre Fortsetzung unter anderen Vorzeichen.

Die Arbeiter und Werktätigen müssen lernen, wie sie die Mittel der produktiven Arbeit umfunktionieren und zur Verteidigung ihrer Rechte einsetzen können. Begriffe wie Streik, Demo, Kundgebung, Gewerkschaft, Organisation, Partei, Solidarität, Kampf und Einheit haben weiterhin ihre lebenswichtige Bedeutung. Wie in der Vergangenheit wird auch in Zukunft jeder von ihnen eines Tages die Agenda bestimmen. Dass die Kommunikation heute eher „virtuell“ stattfindet, hat die konkrete und physikalische Realität von Aktion nicht aufgehoben.

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