Tolga Yildiz
„Rheingold“ – die lang ersehnte Verfilmung des Lebens von Giwar Hajabi, a.k.a Xatar. Die Regie wird geführt von keinem geringeren als Fatih Akın, der es schafft, den Film in sagenhaften 138 Minuten zu verpacken. „Rheingold“ wurde neben Deutschland auch in den Niederlanden, Mexico und in Marokko gedreht und gespielt wurde Xatar von Emilio Sakraya Moutaoukkil und dessen Bruder Ilyes Moutaoukkil. Der Film feierte Premiere am 01.10.2022 in Hamburg.
Der “Gangsterrapper”, geboren am 24.12.1981 im Iran, flüchtete mit seinen Eltern und seiner Schwester 1985 nach Deutschland. Der Traum vom sorgenfreien Leben in der Stadt Bonn war groß, doch verflog er schnell. Denn der Weg in die Kriminalität kam früh durch Armut. Giwar Hajabi, schon als Gangsterrapper bekannt, gibt seinem Image alle Ehre und startet am 15.12.2009 einen schweren Goldraub, sodass er aus Deutschland flüchten muss und ihn Interpol sucht. Seine Flucht endet in Syrien, wo er in Gefangenschaft genommen wird. Im Mai 2010 nach Deutschland abgeschoben, wurde er zu acht Jahren Haft verurteilt.
Ende 2014 kam er aus dem Gefängnis und wurde zu einem der größten Künstler Deutschlands.
Mit dem großen Erfolg des Films dominiert er zurzeit die Kino-Charts und belegt dabei den 1. Platz. Die Schauspielkunst der Protagonisten im Film ist hervorragend, die Kameraführung ist on Point und im Ganzen lässt einfach der Vibe und die Realness nochmal eine komplette krasse Atmosphäre herrschen. Erst recht durch die facettenreichen Wandlungen zwischen Drama, Liebe, Action und sogar politischen Themen, kann man „Rheingold“ nichts entgegenbringen. Ein Film, den man als Rap-Fan gesehen haben muss.
So kommen wir zu meiner persönlichen Meinung.
Ich muss vorab sagen, dass ich ein großer Fan von Xatar bin, jedes seiner Alben von klein auf kenne und mich mit seiner Lebensgeschichte stark auseinandergesetzt habe. Und als sein Buch „Alles oder Nix“ rauskam, habe ich es mir direkt bestellt und in paar Tagen durchgelesen. Vergleicht man nun aber die Lebensgeschichte aus dem Film mit dem vom Buch, fragt man sich, was nun genau stimmt.
Es gibt viele Ereignisse, die Fragezeichen aufwerfen lassen. So zum Beispiel, dass Xatar in Amsterdam studiert hat, laut Film, obwohl bekannt ist, dass es in London war. Oder, dass er im Film in Syrien in Gefangenschaft war und nicht im Irak. Leider wird auf seine musikalische Laufbahn auch nicht so stark eingegangen. Gesagt wird, dass sein Album „415“ sein erstes Release war, obwohl sein Debut-Tape „Alles oder Nix“ war. Ebenfalls gibt es Anekdoten im Buch, welche so krass sind, dass sie bei der Verfilmung auch erscheinen müssten, wie zum Beispiel die Eskalation in einem londoner Casino, in dem eine junge Gang namens „The elephant Gang“ mehrere Security Männer mit Schwertern bekämpfte oder die Flucht von Russland nach Irak, als sein Freund „Samy“ den ganzen Flug über in einem Koffer versteckt mitfliegen musste. Leider hat man auch den “echten” Xatar selbst nicht im Film gesehen.
Wie schon erwähnt, sind das Kritikpunkte, welche einen vorherigen Xatar-Fan Fragezeichen aufwerfen lassen, aber für den objektiven Zuschauer nicht von Bedeutung sind. Der Film ist trotzdem eine 10/10 und hält, was es verspricht. Sehr empfehlenswert und jeden Gang ins Kino wert.
*die Kritik erscheint in der 97. Ausgabe der Jungen Stimme