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Skandal, dass so jemand noch weiter unterrichten darf

Özgün Onal

Im Juni letzten Jahres beleidigt ein Mathelehrer seinen 14-jahrigen Schüler mit „Du hast hier schon mal überhaupt nicht zu grinsen. So etwas wie dich hätte man früher vergast.“ Dieses Ereignis passierte auf der Wilhelmine-Fliedner-Gesamtschule. Träger der Schule ist die evangelische Kirche im Rheinland (EKiR).
Als die Mutter diesen Vorfall mitbekommt, kontaktiert sie die Schulleitung und verlangt, dass der Lehrer suspendiert wird und nicht mehr unterrichtet. Gegen den Lehrer, der im Elterngespräch seine fremdenfeindliche Haltung klarer demonstriert, läuft derzeit ein Strafverfahren. Während der Ermittlungen darf er weiterhin seiner Tätigkeit als Lehrer nachgehen und der Schüler hat währenddessen die Schule gewechselt.

Struktureller Rassismus dieser Art ist keine Seltenheit in Deutschland. Aussagen wie diese sind immer salonfähiger geworden. An vielen Schulen existieren Sprachverbote und Sprachhierarchien in den Klassenräumen. Muttersprachen außer deutsch dürfen außerhalb des Unterrichts nicht gesprochen werden, da man „in den Räumen einer „deutschen“ Bildungsstätte sei. Schüler*innen bekommen schlechte Zensuren oder werden gehindert, ein Gymnasium zu besuchen bzw. generell ihren schulischen Werdegang fortzuführen, oft mit der Begründung, sie könnten es sowieso nicht schaffen oder ihre Familien würden sie nicht unterstützen können.
Wenn dann auch noch prekäre gesellschaftliche Umstände wie sozialer Abstieg, Armut, Mietenwahn und Arbeitslosigkeit dazu kommen, wird struktureller Rassismus stärker begünstigt. Derartige Missstände führen zu Unsicherheit und zu Misstrauen, das rechte Gedankengut und Ideologien zugutekommt. Für die sozialen Probleme werden überwiegend Menschen mit einem Migrationshintergrund zu Sündenböcken erklärt.
Wir erleben, dass der Rechtsruck immer mehr in die Mitte der Gesellschaft rückt. Struktureller Rassismus passiert in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens. Alleine in Hessen wurden 38 Polizeibeamte suspendiert, weil sie in einer WhatsApp-Chat Gruppe rechtsextreme Inhalte ausgetauscht haben.

Seit dem massiven Erstarken der AfD – nicht nur im Osten Deutschlands, sondern auch im restlichen Bundesgebiet und im Bundestag – müssen wir eines endgültig feststellen: die AfD wird sich als anerkannte Partei und akzeptierter Koalitionspartner etablieren. Mit diesem Status wird sie die Bühne und die Mittel haben, bis tief in die Mitte der Gesellschaft als Meinungsmacher durchzudringen. Und je stärker sie wird, desto lauter werden auch solche Aussagen wie die des Lehrers. Dem muss man sich geschlossen entgegenstellen.

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