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Uncivilized – 5 kurze Serien, die das Leben migrantischer Menschen in Deutschland beleuchten

Özgün Önal

Die ZDF-Anthologieserie „Uncivilized“ von Bilal Bahadır beleuchtet in fünf Episoden die Erfahrungen migrantischer Menschen in Deutschland und zeigt, wie globale Ereignisse ihren Alltag prägen. Jede Folge thematisiert ein anderes prägendes Ereignis, darunter 9/11, den Anschlag auf „Charlie Hebdo“ oder den Ukrainekrieg, und stellt dar, wie diese Geschehnisse das Leben der Protagonisten beeinflussten – Menschen mit Migrationsgeschichte, die in Deutschland leben.

Die Serie beeindruckt durch ihre Authentizität und den Mut, sensible Themen offen anzusprechen. Sie thematisiert die Herausforderungen des Zusammenlebens in Deutschland und regt dazu an, Vorurteile und Diskriminierung zu hinterfragen. Die Charaktere sind vielschichtig und realitätsnah dargestellt, was es dem Publikum ermöglicht, sich in ihre Situationen hineinzuversetzen und die Gefühlswelten, etwa bei Erlebnissen von Rassismus, nachvollziehen zu können.

In der Episode „Ukraine“ wird die Doppelmoral der Hilfsbereitschaft in der deutschen Gesellschaft hervorgehoben. Sie thematisiert, dass ukrainische Geflüchtete oft als „Geflüchtete erster Klasse“ wahrgenommen werden, während Menschen aus dem Nahen Osten zunehmend als Belastung empfunden werden.

Besonders eindrucksvoll ist die Folge „Hanau“. Sie erzählt von vier Jugendlichen, die einen unbeschwerten Abend verbringen möchten, dabei jedoch immer wieder auf Ablehnung, Vorurteile und sogar Polizeigewalt stoßen. Diese Episode verdeutlicht auf eindringliche Weise die offenen Formen von Diskriminierung, mit denen viele Menschen in Deutschland täglich konfrontiert sind.

Die fünf Folgen setzen sich mit globalen und bundespolitischen Ereignissen auseinander, die das Leben von Menschen mit Migrationsgeschichte entscheidend beeinflussen. In der letzten Episode wird die Rolle der Mainstream-Medien kritisch hinterfragt. Die Serie zeigt auf, wie ein negatives Narrativ über türkeistämmige und muslimische Menschen etabliert und Rassismus und Vorurteile in der Gesellschaft verstärkt werden. Die Message deutlich: nicht von hetzerischer Sprache leiten lassen!

Ein zentrales Thema der Serie ist der institutionelle Rassismus, der sich in staatlichen Einrichtungen wie Schulen oder im Alltag widerspiegelt. Jede Episode macht deutlich, wie groß die Angst vieler Menschen mit Migrationsgeschichte ist, unter Generalverdacht zu stehen.

Aktuelle Debatte: erneute Verschärfungspläne in der Migrationspolitik

Besonders kontrovers ist die Position des CDU-Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten Friedrich Merz, der eine mögliche Zusammenarbeit mit der AfD ins Spiel bringt und die sogenannte „Brandmauer“ im Bundestag infrage stellt. Mit einer strikten Migrationspolitik macht Merz deutlich, dass schutzsuchende Menschen – darunter auch solche, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind – erneut Angst haben müssen. Die Union hat dazu zwei Anträge im Bundestag eingebracht, die mehr Befugnisse für Polizei und Geheimdienste sowie verstärkte Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan fordern. Zudem sollen Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft bei Straftaten die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen werden können.

„Uncivilized“ ist eine empfehlenswerte Serie, die die Herausforderungen und Realitäten migrantischer Menschen in Deutschland eindrucksvoll darstellt und wichtige gesellschaftliche Diskussionen anstößt.

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