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Wir wollen Frieden!

Serdar M. DEĞİRMENCİOĞLU

Die Bosheit nimmt kein Ende. Wir sehen, was man den syrischen Geflüchteten antut. Sie werden als Verhandlungsmasse gegen die Europäische Union eingesetzt. Sie werden zur Zielscheibe gemacht, damit der Nationalismus und Rassismus geschürt werden kann. Dann hat man noch einen weiteren Trumpf Ärmel: Die „Sicherheitszone“. D.h. auf syrischem Boden soll eine Pufferzone geschaffen werden, die als Schutzschild herhalten soll. Dafür möchte man neue Ansiedlungen schaffen und demografische Zusammensetzung in den betreffenden Gebieten auf den Kopf stellen. Die vermeintlichen Glaubensbrüder werden in der Praxis zu nutzlosen Objekten degradiert. Eine grenzenlose Bosheit!

Das Regime produziert Bosheit, Gewalt und Krieg. Das alles hat schlimme Auswirkungen auf die Nachbarn. Wozu das Ganze in Syrien führt, geschieht vor aller Augen. Natürlich möchte man andererseits bei den Nachbarn Chaos anzetteln. Ein Ergebnis der Verfrachtung von Migranten und Geflüchteten an die Grenze ist das Verstärken von Nationalismus und Rassismus sowie der faschistischen Propaganda in Griechenland.

Beispielhaft dafür stehen die Vorgänge auf der Insel Lesbos, die seit 2015 mit einem starken Ansturm von Geflüchteten und Migranten konfrontiert ist. Die Übergriffe, die der Staat durch seine Zurückhaltung ermöglicht, werden in den Medien permanent hochgekocht. Es wird der Anschein erweckt, als wäre die Bevölkerung der Insel über Nacht zu Gegnern von Geflüchteten geworden.

Dabei stellen diejenigen, die für Frieden sind, auch auf der Insel die Mehrheit, auch wenn sie sich kein Gehör verschaffen können, wie man das in der folgenden Erklärung der Inselbewohner lesen kann:

„Die gewaltsamen Übergriffe der letzten Tage, die gegen Geflüchtete, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, Journalisten und Inselbewohner gerichtet waren, sind befremdlich und ein Schandfleck für unsere Insel.

Unser Dorf Sykaminia und Skala Sykaminia zeigten sich bei der großen Prüfung in den Jahren 2015-2016 solidarisch mit den Geflüchteten und bestanden den Humanitätstest mit Würde. Wir unterstützten von Beginn an sämtliche institutionellen Bemühungen zur Überwindung der schwierigen und komplexen Situation, mit der unsere Insel konfrontiert ist. Unser Dorf hält sich an Gesetze und internationale Regelungen. Darüber hinaus ist es den tief verwurzelten Traditionen der Toleranz, Offenheit und Gastfreundschaft treu geblieben.

Wir können nicht zulassen, dass dieses Erbe durch Intoleranz, Fanatismus und Gewaltakte befleckt wird.

Wir verurteilen den Brandanschlag auf die Erstaufnahmeeinrichtung, die unter Aufsicht des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) den im Norden der Insel gestrandeten Geflüchteten vor ihrer Weiterleitung an das Lager Maria ein Mindestmaß an Betreuung und Schutz bietet, aufs Schärfste.

Dabei müssten wir gerade in der heutigen Zeit zusammenkommen, um die anstehenden Probleme lösen zu können, deshalb stellen wir uns gegen die unmenschlichen Gewaltakte, die unser Land spalten.

Wir unterstützen lokale Autoritäten, die das Problem sensibel, humanitär und mit Verstand angehen und Lösungswege suchen.

Auf Lesbos, in Griechenland und in der Türkei stellen diejenigen, die Frieden wollen, die Mehrheit. Allerdings können sie sich kein Gehör verschaffen. In dieser Kolumne wollte ich ihnen die Möglichkeit bieten. Die Völker wollen keinen Krieg, sondern Frieden! (Übersetzung: M. Çallı)

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