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6 Monate nach Hanau

Özgün Onal

Trotz erhöhter rassistischer Vorfälle, vor allem in staatlichen Institutionen wie der Polizei und Anschläge, wie in Hanau, kümmert sich die Politik nicht um Aufklärung und Auflösung rassistischer Strukturen. Die Menschen jedoch möchten weder die Opfer des Anschlages noch die Tatsache, dass Rassismus ein strukturelles Problem ist, in Vergessenheit geraten lassen. Deswegen gab es  am 19. August 2020, genau nach 6 Monaten nach dem Anschlag in Hanau, Gedenkveranstaltungen für die Opfer in über 40 Städten. Viele verschiedene Organisationen aber auch Einzelpersonen hatten sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen und zu Protestaktionen in vielen Städten organisiert. Die Forderungen waren einheitlich: Eine lückenlose Aufklärung der Tat und politische Konsequenzen!

Die meisten Aktionen verliefen unter Corona-Auflagen und friedlich. In Frankfurt gab es zu versetzten Uhrzeiten verschiedene Aktionen. In anderen Städten wurden Kundgebungen oder Demos durchgeführt. In Hamburg und Berlin jedoch konnte die Demonstration stundenlang nicht anfangen bzw. fortgesetzt werden. Trotz Einhaltung der Hygienemaßnahmen, wurden die Demonstrant*innen von der Polizei gehindert, in Hamburg sogar mit Pfefferspray und Schlagstöcken von der Demo abgehalten.

Am Freitagabend, kurz vor der bundesweiten zentralen Demonstration am 22. August sagte der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminski, die Demonstration ab.   Grund: die steigende Zahl von Corona-Infizierten in der Stadt. Eine Demonstration mit über tausenden Menschen sei nicht zu verantworten, so Kaminski. Das Bündnis 19. Februar und auch die Familien der Opfer nahmen die Entscheidung teils zähneknirschend hin. Kurzfristig fanden am 22. August in über 30 Städten spontane Kundgebungen oder Demonstrationen mit mehreren Tausend Teilnehmern statt. Familie, Freunde und Bekannte der Opfer wiederholten, dass sie von ihren Forderung keinen Schritt weichen und für eine lückenlose Aufklärung, für soziale Gerechtigkeit, politische Konsequenzen und eine angemessene Erinnerung weiterkämpfen werden. Immer wieder wurde betont: „Hanau soll keine weitere Station sein, sondern die Endstation für solche rassistisch motivierten Straftaten“.

Mehrmals wurde in den Redebeiträgen der verschiedenen Organisationen, Initiativen und Gruppierungen darauf aufmerksam gemacht, dass der Rassismus ein strukturelles Problem ist und, dass Politik und Medien diese rassistisch motivierten Taten verdecken, ignorieren und unterstützen.

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