Eren Gültekin
Berlin, 29. April 2025 – Trotz eines neuen Angebots der Charité-Tochter CFM lassen sich die streikenden Beschäftigten nicht täuschen. Die angekündigte Lohnerhöhung von 18 Prozent, gestreckt über drei Jahre, sei kein „einigungsfähiges Angebot“, erklärte Verdi-Verhandlungsführerin Gisela Neunhöffer. Sie verwies darauf, dass die KollegInnen der CFM damit weiterhin deutlich unter dem Niveau des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst (TVöD) bleiben würden, der an der Charité selbst gilt. Auch Zuschläge für Schichtarbeit blieben im Angebot unberücksichtigt. Die Streikversammlung kündigte an, den Arbeitskampf mindestens bis Donnerstagmorgen fortzusetzen – eine Verlängerung sei wahrscheinlich.

Fotos: Eren Gültekin
Protestkundgebung in Tempelhof – Kai Wegner kontert Verantwortung mit Ausreden
Am Dienstagabend versammelten sich hunderte Beschäftigte vor der Ufa-Fabrik in Tempelhof. Anlass war eine lokale Sprechstunde des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU), der zuvor mehrfach öffentlich die vollständige Eingliederung der CFM in die Charité zugesichert hatte – sowohl im Koalitionsvertrag als auch in Regierungserklärungen.
Kurz nach 18 Uhr trat Wegner kurz vor die Tür und stellte sich den Protestierenden. Die Beschäftigten konfrontierten ihn mit eindringlichen Berichten über prekäre Arbeitsbedingungen, Lohndiskriminierung und dem gebrochenen Versprechen zur Angleichung ihrer Gehälter. Doch statt Verantwortung zu übernehmen, distanzierte sich Wegner: Die Versprechungen seien „in der Vergangenheit gemacht“ worden, er selbst werde „keine neuen Versprechen“ abgeben. Er äußerte „Verständnis“ für den Ärger – ohne konkrete Zusagen.
Arbeitgeberangebot bleibt Mogelpackung – Verdi bleibt kämpferisch
Während CFM-Geschäftsführer Simon Batt-Nauerz Gesprächsbereitschaft „an jedem Tag der kommenden Woche“ signalisiert – unter der Bedingung, dass nicht weiter gestreikt werde – lehnt Verdi diese Verknüpfung ab. „Wir setzen den Erzwingungsstreik erst dann aus, wenn es ein ernstzunehmendes Angebot gibt“, so Neunhöffer. Der nächste Verhandlungstermin ist für den 15. Mai angesetzt.
Solidarität wächst – Streikblock zum 1. Mai und breite Unterstützung
Die Protestaktion war nicht nur kämpferisch, sondern auch kreativ: Mit Transparenten und lautstarken Parolen machten die Beschäftigten auf die anhaltende Ungleichbehandlung aufmerksam. Die Kampagne „Gesundheit statt Profite“ lobte den „beeindruckenden Einsatz der Beschäftigten“ und berichtete von einer erfolgreichen Spendensammlung, die den solidarischen Geist dieses Arbeitskampfs unterstreicht.
Auch von anderen Kliniken kommt Unterstützung: Die KollegInnen vom Vivantes-Krankenhaus Neukölln kündigten die Übergabe einer Spende in Höhe von 3.000 Euro an die Streikkasse an – ein starkes Zeichen der Verbundenheit.
Zum Abschluss der Kundgebung wurde bekannt gegeben, dass es am 1. Mai einen eigenen CFM-Streikblock auf der großen Gewerkschaftsdemo geben wird. Die Aufforderung: Alle sollen sich beteiligen.