Written by 09:00 DEUTSCH

Kriege entstehen nicht einfach so

Sinem Yeşil

Auf globaler Ebene ist eine steigende Kriegsgefahr zu beobachten, die sich in Form von Aufrüstung bemerkbar macht. Aufrüstung, Militäreinsätze im Ausland sowie Übungen zur Verbesserung der Kriegsstrategien, wie sie am Beispiel von Defender2020 zu erkennen sind, sorgen für eine zunehmende Kriegsatmosphäre und dienen als Vorbereitung für künftige Kriegssituationen. Zudem ist seit geraumer Zeit eine EU-Armee in Planung. Es werden bereits Millionensummen in den Ausbau der militärischen Kapazitäten der EU investiert. Mit dem Ziel, den Konkurrenten Russland unter Druck zu setzen, werden an der russischen Grenze Militäraktionen durchgeführt.

Bereits 2016 wurden vier Kampfeinheiten der NATO, die je 1.000 Soldaten umfassen, in Polen und im Baltikum nahe der russischen Grenze stationiert. Die NATO vermittelt damit eine eindeutige Kriegshaltung gegenüber Russland. Außerdem erhöht die Bundesregierung jährlich ihre Rüstungsausgaben mit dem Ziel auf insgesamt 2 % des Bruttoinlandsproduktes zu kommen, wie die NATO das von ihren Mitgliedern erwartet.

Warum Kriege?

Doch wichtig ist es, zu verstehen, wem Kriege nutzen, warum sie geschürt werden und nicht einfach so zustande kommen.

Kriege werden von Großmächten geschürt, um sich Zugang zu neuen Absatzmärkten, Rohstoffen, strategischen Knotenpunkten und Ressourcen zu verschaffen. Sie dienen zur Verbesserung der imperialen und wirtschaftlichen Situation. Dabei stehen die verschiedenen imperialistischen Großmächte in Konkurrenz zueinander und versuchen, die Welt nach den wirtschaftlichen Interessen ihrer Konzerne neu aufzuteilen.

Während früher Gold und andere Wertmetalle zu den wichtigsten Erdschätzen gehörten, ist Öl das flüssige Gold von heute. Aus diesem Grund werfen jene mächtigen Staaten ein Auge auf Gebiete, die reich an Öl und Erdgas sind. Dabei handelt es sich um die Begierde, stets das größte Stück vom Kuchen abzukriegen. Der Kuchen ist in dem Falle die gesamte Welt und die Stücke die einzelnen Territorien, die man sich unter den Nagel reißen kann. Dabei muss es sich bei den Kriegsgebieten nicht nur um Länder mit diesen Ressourcen handeln. Im Fokus stehen auch Gebiete, die sich in einer wichtigen geostrategischen Lage befinden. Jene, die Wege zu rohstoffreichen Ländern haben oder geographisch nah am jeweiligen Land gelegen sind. Die imperialistischen Staaten führen oft sogenannte Stellvertreterkriege durch Interventionen und Torpedierung von Widersprüchen in den jeweiligen Ländern. Letztendlich tragen sie zur Neu- oder Umbildung von Regierungen in Kriegsgebieten bei, die in Zukunft die wirtschaftlichen Interessen ihrer Großkonzerne vertreten sollen. Dadurch schaffen sie sich neue Möglichkeiten. Die Waffenindustrie stellt einen weiteren Aspekt der Kriegstreiberei dar. Zu Kriegszeiten steigern sich die Produktion und der Verkauf von Kriegsaussteuer und Waffen, wodurch die Profite rapide maximiert werden. Deshalb wartet die Waffenindustrie förmlich nur auf neue Konflikt- und Kriegsherde.

Provokation Defender2020

Im Rahmen dieser Militärübung sollen NATO-Soldaten über mehrere Monate quer durch Europa marschieren, um stets auf Kriegssituationen vorbereitet zu sein. Dabei sollen Bahngleise für den Transport der Wehrmaterialien genutzt werden und Flugzeuge mit Kriegsmaterialien einfliegen. Ein Aufmarsch, der primär der Machtdemonstration und dem Abschreckungsmanöver gegen andere Großmächte dienen soll. Die Übung wird entlang des Atlantiks bis hin zu Westeuropa, nach Polen und zu den baltischen Staaten durchgeführt. Somit wird sie in unmittelbarer Nähe an russischen Grenzen verlaufen. Während offiziell vom US-Manöver gesprochen wird, verbirgt sich hinter dem bevorstehenden Aufmarsch eine Kriegsvorbereitung der NATO-Staaten gegen Russland. Das wird vor allen Dingen an der provokativen Route im Umfeld Russlands deutlich. An den Übungen werden Soldaten aus 18 weiteren Ländern beteiligt sein, 1750 Bundeswehrsoldaten eingeschlossen. US-Truppen sollen Rüstung aus vier Rüstungslagern erhalten, die ihren Sitz in Europa haben. Die Lager befinden sich in Belgien, den Niederlanden und in den deutschen Städten Miesau und Dülmen. Angaben der US-Armee zufolge werden sich die Truppen samt der Kriegsmaterialien aus den Lagern an die russische Grenze  weiterbewegen. Zudem wird die Bundesregierung Unterstützung in den Bereichen Versorgung und Unterkunft, Infrastruktur sowie der sicheren Verfrachtung der Materialien u.v.m. leisten. Die Maßnahmen zur Unterstützung werden mit dem „Host Nation Support“ begründet. Das Abkommen schreibt der Bundesregierung die Unterstützung verbündeter Armeen, die sich auf deutschem Boden befinden, vor. Im April und Mai sind Einsatzübungen quer durch Deutschland geplant. Dabei wird unter anderem die Belastbarkeit von Straßen und Brücken, die als Übergänge für Kriegsfahrzeuge genutzt werden könnten, getestet. Im Rahmen des Manövers werden ferner Autobahnen, das Bahnnetzwerk, Luftwege und Schiffsrouten genutzt. Deutschland spielt hierbei eine zentrale geostrategische Rolle, da sich die geographische Lage inmitten Europas befindet. In Kriegssituationen im Osten und Südosten Europas wird auf die Unterstützung der BRD gezählt. Deutschland ist somit eine innereuropäische Drehscheibe für potentielle Kriegsangelegenheiten.

  1. Mai 2020 Höhepunkt der Aktion

Das Militärmanöver ist für einen historisch bedeutsamen Zeitraum geplant. Am 8. Mai 2020 jährt sich die Kapitulation des „Dritten Reiches“ und die Befreiung Berlins durch Rotarmisten der sowjetischen Arbeiter- und Bauernarmee, zum 75. Mal. Und am 8. Mai soll die NATO-Aktion ihren Höhepunkt gegen Russland erreichen. Gerade die BRD sollte sich angesichts der Geschichte des Nationalsozialismus bewusst werden, dass dieses Manöver eine Gefährdung oder gar einen Angriff gegen die Erinnerungskultur darstellt.

Nun gilt es zu erkennen, dass Kriege lediglich zu Gunsten der Konzernchefs geführt werden.  Die Leidtragenden sind hierbei die Werktätigen innerhalb der Gesellschaft. Um der Kriegsgefahr und der aggressiven profitorientierten Politik der Großmächte entgegenzuwirken, ist es wichtig, Teil der Friedensbewegung in Deutschland zu werden und sich an den Aktionen zu beteiligen.

 

 

 

Close